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24
Jan
2012

MyschkinSonderPreis

Ende des Monats, am 30. Januar 2012, wird im Pariser Théatre de l'Odéon dem italienischen Psychiater Gaetano Benedetti ein Sonderpreis des Myschkin-Preises verliehen. Seine lebenslange Bemühung um das Verständnis und die Behandlung schizophrener Erkrankungen soll damit gewürdigt werden.

Siehe hier: http://www.hfg-karlsruhe.de/news/hfg-karlsruhe-verleiht-myschkin-preis.html

Es ranken sich viele Mythen um den Begriff Schizophrenie.
Übersetzt bedeuten die Begriffe „schizo“ „ich spalte“ und „phren“ kann mit „der Geist“ übersetzt werden. Somit also „Bewusstseins- oder Geistesspaltung“ und gerade das ist irreführend!
Nach dem Psychiater Kurt Schneider ( 1887 – 1967 ) wird Schizophrenie wie folgt definiert:

„Die Schizophrenie zeichnet sich durch abnorme Erlebnisweisen aus, die die Wahrnehmung, das Erleben, Fühlen und Denken des Patienten betreffen.“

Fällt dieser Begriff in der Öffentlichkeit, dann löst er bei vielen Menschen Ängste und Unsicherheit aus. Ein Grund ist u.a. der Mythos, der sich um diesen Begriff rankt. Viele meinen, es handelt sich bei dem Erkrankten um Persönlichkeitsspaltungen oder um chronisch Verfolgte und alles was unheimlich ist oder Angst einflößt, wird verzerrt weitererzählt.

Leider wird der Begriff der Schizophrenie heute nicht mehr nur im medizinischen Sinne für eine ganz bestimmte Gruppe psychischer Erkrankungen verwendet. Medien haben diesen Begriff für sich entdeckt und verwenden ihn unkritisch. Alles was schwer verständlich, schlecht nachvollziehbar, widersprüchlich oder gewalttätig ist, ist „schizophren“. „Schizo“ ist heutzutage eine gängige Metapher der Abwertung und Distanzierung geworden. Also eine Vokabel, die nicht nur im journalistischen, sondern auch im politischen und bei den Teenagern häufig zum Sprachgebrauch gehört.
Zudem trägt überschäumende (Informations-) -Berieselung zu einem falschen Bild der Erkrankung bei. Denkt man an die Horrorverfilmung „Dr Jekyll und Mr. Hyde“ oder an dem übervollen Angebot der Psychothriller. Der Begriff „Schizophrenie“ ist dadurch stark belastet.

Es ist ein allzu-menschliches Phänomen, dass wir Menschen im Unterschied zu anderen Lebewesen um unser Selbstverständnis ringen zu müssen, besondere Fähigkeiten besitzen, an sich zweifeln, andere zu bezweifeln und dabei auch manchmal zu verzweifeln, über uns hinaus zu denken und uns dabei zu verlieren.

Wer längere Zeit verzweifelt ist und kein Halt und Trost findet, wer es nicht mehr schafft, seine Gefühle mitzuteilen und sie nicht mehr aushält, kann depressiv werden.

Wer sich selbst verliert, verliert auch seine Grenzen zu anderen. Dementsprechend verändert sich die Art, Dinge und Menschen um sich herum wahrzunehmen. Gedanken können sprunghaft und nicht sehr logisch sein.

Dauert dieser Zustand an, spricht man von Psychosen.
Wer psychotisch wird, ist also kein „Wesen vom anderen Stern“, reagiert nicht menschen-untypisch, sondern nur allzu-menschlich.

Da Stimmung und Wahrnehmung zusammenhängen, erscheint eine Trennung künstlich. Letztlich ist jede Psychose anders und immer in ihrer individuellen Besonderheit, im sozialen Zusammenhang und mit all ihren subjektiven Bedeutungen zu betrachten. Nur so ist es möglich, ansatzweise zu verstehen, wie ein Mensch dazu kommt, vorübergehend die Realität zu übersteigen, aus der Realität auszusteigen. Nur so kann auch eine therapeutisch tragfähige Beziehung entstehen, die Grundlage für jede Behandlung ist. Jede schematische Betrachtung führt zu „standardisierter“ Behandlung. Die aber ist gerade bei Psychosen mit Sicherheit unangemessen. „Psychose-Erfahrene“ spüren sehr genau und reagieren empfindlich, wenn sie nicht als individuelle Personen wahrgenommen und mit entsprechendem Respekt behandelt werden.

Immer noch ist die Schizophrenie, trotz Vielzahl neuer und guter Behandlungsmöglichkeiten eine schwere psychische Krankheit! Da ihre Entstehung multikausal determiniert ist, gibt es also nicht die Ursache der Schizophrenie.
Es gilt als etablierte Meinung, dass die Krankheit Schizophrenie durch ein Zusammenwirken verschiedener, biologischer wie psycho-sozialer Faktoren begünstigt, ausgelöst und aufrechterhalten wird.
Das Modell, nach welchem sich die moderne Schizophrenieforschung die Entstehung der Krankheit erklärt, nennt sich

→ Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell

Versucht wird hier, verschiedene Wirkfaktoren in einer einzigen Entstehungshypothese zu vereinen.

In einer Reportage von Klaus Simmering, die leider auf youtube nicht mehr zur Verfügung steht, wird sehr lebendig und berührend von drei Menschen erzählt, die an Schizophrenie leiden. Der wissenschaftliche Teil dieser Reportage aus verschiedenen Kliniken Deutschlands ergänzt in meinen Augen hervorragend.

Der Film heißt: „Ich bin schizophren, aber nicht verrückt“ Das Geheimnis der Schizophrenie
Eine Spurensuche von Klaus Simmering; Fernsehaufzeichnung ( MDR und ARTE ).
http://www.irrsinnig-menschlich.de/html/film___fernsehen.html
( Zur Filmvorstellung auf der angezeigten ganz runterscrollen ... der letzte Eintrag auf der Seite)

Bei der Recherche nach obiger Reportage habe ich diesen Film entdeckt, der beim deutschen Jugendfilmpreis 2012 eingereicht wurde:

F20.0
http://www.youtube.com/watch?v=VnDR0sQRt1s
F20.0 ist übrigens die Klassifikation nach ICD-10 ( Diagnoseschlüssel).


Quellenangabe für meine obige Einführung in die Schizophrenie:

Tölle, Windgassen: Psychiatrie, 14. Auflage, Springer Verlag

Informationsbroschüre Schizophrenie
http://www1.ct-arzneimittel.de/files/im/CT%20Schizophrenie_2007_komprimiert.pdf

"Ich bin schizophren, aber nicht verrückt“ Das Geheimnis der Schizophrenie
Eine Spurensuche von Klaus Simmering; Fernsehaufzeichnung ( habe ich als Videokassette)

Internetseite:
http://www.irrsinnig-menschlich.de/html/news.html

Kompetenznetz Schizophrenie
http://www.kompetenznetz-schizophrenie.de/rdkns/index.htm

Bschor, Grüner: 6 h Crashkurs Psychiatrie fast, 3. Auflage, Börm-Bruckmeier
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"Vielleicht war vor den Lippen schon das Flüstern da und ohne Bäume tanzte schon das Laub."Ossip Emiljewitsch Mandelstam

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