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14
Mai
2013

Die Illusion vom Fliegen

„Die lange Liebe ist deshalb möglich – auch wenn sie glücklich ist – weil ein Mensch nicht leicht zu Ende zu besitzen, zu Ende zu erobern ist – es tun sich immer neue, noch unentdeckte Gründe und Hinterräume der Seele auf, und auch nach diesen streckt sich die unendliche Habsucht der Liebe aus. - Aber die Liebe endet, sobald wir das Wesen als begrenzt empfinden.“
Friedrich Nietzsche


„Die größte Liebe aller Zeiten“

Im Unterschied zu vielen Autoren schreibt Hans Zengeler weniger zu politischen oder kriminalistischen Themen, sondern interessiert sich stark an den psychologischen und emotionalen Facetten seiner Figuren.
Hans Zengeler hegt große Sympathien. Diese gelten vor allem jenen Menschen, die durch bloßes Husten die Gefühlslage ihrer Mitmenschen durcheinander bringen. Es sind die Anti-Helden unserer Gesellschaft, die ihn faszinieren und die er präzise beobachtet, um sie hernach auf Papier zu verewigen. So geschehen mit Josef Bloch, Zengeler's einsamen Helden, der nach dem „wer bin ich“ urkomisch sucht und es, vermeintlich, in einer Liaison mit einer Literaturprofessorin findet.


Die Illusion vom Fliegen

Josef Bloch, seinerzeit ein 40-jähriger, in Trennung lebender Tag-und Nachtträumer, braucht Arbeit und Geld. Er findet einen Aushilfsjob als Chauffeur und wie der Zufall es will, gleich sein erster Auftrag katapultiert ihn punktgenau vor „... eine Erscheinung, eine Vision, eine Halluzination, ein überirdisches Wesen, ein Engel mit gelocktem Haar.“. Und genau in diesem, ironischen, Ton, mal himmelhochjauchzend, dann wieder zu Tode betrübt, lenkt Josef Bloch nicht nur einen Mercedes 260er SE durch die Stadt, sondern auch seine „größte Liebe aller Zeiten“.
Josef schwebt wie in einer Seifenblase. Größer wird diese von Seite zu Seite.
Josef, will ich ihm als Leserin zurufen, Josef , die Blase wird platzen und dann fällst Du tief und hart. Du kannst nicht fliegen!
Aber es nützt nichts, Josef Bloch steuert auf seine Katastrophe zu. Nach, gefühlt unendlichen, Liebesbeteuerungen und -nächten ist irgendwann auch der längste Kongress zu Ende, die Frau seines Herzens startet zurück in ihre Heimat und Josef Bloch landet. Landet äußerst schmerzhaft und unsanft. Und hart. Hart auf dem Boden der Tatsachen. Sein letztes Geld, nämlich gerade mal dreitausend D-Mark, seine letzten Ersparnisse, hat er für „die größte Liebe aller Zeiten“ verbraten und wenn nicht genau zu dem Zeitpunkt Ira, die wirklich größte Liebe aller Zeiten, was er allerdings zu dem Zeitpunkt nur noch nicht weiß, aufgetaucht wäre, wer weiß, wie das „Scheißleben“ sonst geendet wäre.


Fazit

Die Handlung des Buches ist eigentlich ziemlich einfach gestrickt. Rückblickend erinnert sich der sympathische Anti-Held Josef Bloch an eine Liaison, die ihn kurzfristig emotional aus dem Gleichgewicht geworfen hat.
Man befindet sich in Nachbarschaft zu Hugo Hartung's „Ich denke oft an Piroschka“ oder auch zu „Gefährliche Geliebte“ von Haruki Murakami. Es ließen sich noch einige Liebesromane aufzählen, die ich gerne gelesen habe.
„Die größte Liebe aller Zeiten“ ist ein überaus menschlicher und lebensnaher Roman. Der unterhaltsame Stil verleiht auch mir kurzfristig Flügel und ich hadere mit meinen Gefühlen: soll ich dem Protagonisten nun einen Hinterntritt geben, damit er aufwacht oder soll ich mit ihm träumen? Ich entscheide mich für die Traumreise mit Josef Bloch und kehre erst dann in meinen Alltag zurück, als das letzte Wort verschluckt, bzw. gelesen ist.
Empfehlung: Sich auf den unwiderstehlichen Zengeler-Bloch-Gefühle-Sog einlassen, um vielleicht wie ich, nach den 198 Seiten sagen zu können:
Lesen macht einfach Spaß!


Persönliche Kritik

Meine Begeisterung für Cover und Buchtitel hält sich sehr in Grenzen. Würde ich nicht schon einige Romane des Autors Hans Zengeler kennen, diese Ausgabe hätte keinen Platz auf meiner Leseliste gefunden, weil mich Titel und Bild nicht ansprechen. Ein Cover schafft nämlich Orientierung, leitet ins Genre, in den Text und damit zu genau dem Grund, das Buch überhaupt erst zu kaufen. Die Buchhändlerin meiner Wahl staunte auch nicht schlecht, als sie mir den Roman über den Verkaufstresen reichte und sie fragte voller Ernstes, ob ich wirklich dieses Buch gemeint hätte.
Ja!
Ich hatte.
Auch wenn der erste äußere Eindruck auf Trivialliteratur und Kitsch hinweist, nein, der Inhalt dieses Buches ist weder trivial noch kitschig. Es ist ein sensibel genau beobachtetes Personenportrait, geschrieben mit Witz und Ironie, mit Sachkenntnis und mit einer gehörigen Portion Freude am Schreiben.
Meine dringliche Bitte an die Zuständigkeiten für die Covergestaltung: Beim nächsten Roman dieser Trilogie: Bitte verlangt dem Leser/angehendem Käufer keine Interpretationen ab, die in obige Richtung weisen könnte.


Die kursiv gehaltenen Textstellen sind Zitate aus dem Buch „Die größte Liebe aller Zeiten“
„Bloch II“ von Hans Zengeler, erschienen im VAT-Verlag 2013

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"Vielleicht war vor den Lippen schon das Flüstern da und ohne Bäume tanzte schon das Laub."Ossip Emiljewitsch Mandelstam

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