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Die Elenden von Łódź

Fremdtexte

22
Mrz
2013

Zug des Lebens

Budapest-10-09-038
jbs

„Ein Journalist hat mich gefragt:
‘Überlebt Schlomo den Krieg,
der ja im Film noch nicht zu Ende ist?’
Am Anfang hat er mich mit seiner
Frage überrascht, doch dann habe
ich die Antwort gefunden. Ich
habe ihm gesagt: ‘Das hängt nicht
von mir ab, das hängt von Ihnen
und vom Publikum ab. Wenn Sie
Schlomo vergessen, stirbt er,
wenn sie ihn nie vergessen,
wird er nie sterben.”

(Radu Mihaileanu)

Klezmer meets Polka and Dance
http://www.youtube.com/watch?v=TIfbWqkK_AI

1941. In einem jüdischen Shtetl irgendwo in Rumänien, stürzt der Dorfnarr Schlomo (Lionel Abelanski) völlig aufgeregt auf den Marktplatz und berichtet, die deutschen Truppen würden sich nähern. Die Dorfältesten, darunter auch der Rabbi (Clément Harari), beraten, was zu tun sei – und es ist Schlomo, der eine außergewöhnliche Idee hat: Man solle sich einen Zug mit allem Drum und Dran besorgen, einen Teil der Dorfbewohner als deutsche Soldaten verkleiden, samt Offizier, den Zug mit Hakenkreuzen versehen und den Rest der Einwohner als Deportierte in die Wagons verfrachten. Der Zug solle dann Richtung russischer Grenze fahren, um von dort aus irgendwie nach Palästina zu kommen. Nach einigem Hin und Her beschließen die Ältesten, Schlomos Idee zu realisieren. Es wird Geld gesammelt, die Frauen kümmern sich um die Versorgung mit Lebensmitteln und allem, was für die Reise notwendig ist, die Ältesten und der Rabbi suchen Freiwillige, die deutsche Uniformen anziehen, finden aber zunächst niemanden. Man muss die geeigneten Personen auswählen. Mordechai (Rufus) wird als Offizier auserkoren.

Ein des Deutschen mächtiger Sprachwissenschaftler namens Schmecht (Johan Leysen) soll den „deutschen” Soldaten das Jiddische aus- und das „reine” Deutsche eintreiben. Die Schneider bitten die als Soldaten Auserkorenen, den Hitler-Gruß zu absolvieren, um die Ärmellänge der Uniformen exakt bestimmen zu können. Die Lokomotive, die sich in einem erbärmlichen Zustand befindet, wird restauriert, der erste Wagon für den „Offizier” ausstaffiert und ein eigens herbeigeholter Mann soll mit Hilfe eines Handbuchs über Lokomotiven den Zug in Bewegung setzen. Das ganze Dorf ist in heller Aufregung, Musik spielt, es wird gesungen, alles und alle wirbeln durcheinander, um die Abfahrt vorzubereiten.

Schließlich kann es losgehen. Der Zug setzt sich in Bewegung.

Man ist vorbereitet, so gut es geht – auch auf eine mögliche Begegnung mit deutschen Truppen, die dann auch tatsächlich stattfindet. Aber nicht nur die Deutschen sind ein Problem. Innerhalb der fahrenden Dorfgemeinschaft bildet sich, ausgehend von Jossi (Michel Muller), eine kommunistische Gruppe, die ständig versucht, neue Anhänger zu finden und zum anderen die Religion attackiert. Und was sie alle nicht wissen: Der Zug wird beobachtet – von Partisanen, die zunächst tatsächlich glauben, es handle sich um einen Deportations-Zug der SS. Als der Zug irgendwann Halt macht, beobachten die drei Partisanen, wie sich die Insassen zum Sabbat versammeln und die vermeintlichen deutschen Soldaten ebenfalls beten. Sie sind völlig verwirrt und melden dies ihrem Chef über Funk, der daraufhin befiehlt, den Einsatz abzubrechen.

Der Zug des Lebens fährt weiter ...


http://www.filmzentrale.com/rezis/zugdeslebensub.htm

Text: Ulrich Behrens

28
Dez
2012

...

Das Brot
von Wolfgang Borchert


Plötzlich wachte sie auf. Es war halb drei. Sie überlegte, warum sie aufgewacht war. Ach so! In der Küche hatte jemand gegen einen Stuhl gestoßen. Sie horchte nach der Küche. Es war still. Es war zu still, und als sie mit der Hand über das Bett neben sich fuhr, fand sie es leer. Das war es, was es so besonders still gemacht hatte; sein Atem fehlte. Sie stand auf und tappte durch die dunkle Wohnung zur Küche. In der Küche trafen sie sich. Die Uhr war halb drei. sie sah etwas Weißes am Küchenschrank stehen. Sie machte Licht. Sie standen sich im Hemd gegenüber. Nachts. Um halb drei. In der Küche. Auf dem Küchentisch stand der Brotteller. Sie sah, dass er sich Brot abgeschnitten hatte. Das Messer lag noch neben dem Teller. und auf der Decke lagen Brotkrümel. Wenn sie abends zu Bett gingen, machte sie immer das Tischtuch sau-ber. Jeden Abend. Aber nun lagen Krümel auf dem Tuch. Und das Messer lag da. Sie fühlte, wie die Kälte der Fliesen langsam an ihr hoch kroch. Und sie sah von dem Teller weg. "Ich dachte, hier wäre was", sagte er und sah in der Küche umher.

"Ich habe auch was gehört", antwortete sie, und dabei fand sie, dass er nachts im Hemd doch schon recht alt aussah. So alt wie er war. Dreiundsechzig. Tagsüber sah er manchmal jünger aus. Sie sieht doch schon alt aus, dachte er, im Hemd sieht sie doch ziemlich alt aus. Aber das liegt vielleicht an den Haaren. Bei den Frauen liegt das nachts immer an den Haaren. Die machen dann auf einmal so alt. "Du hättest Schuhe anziehen sollen. So barfuß auf den kalten Fließen. Du erkältest dich noch." Sie sah ihn nicht an, weil sie nicht ertragen konnte, dass er log. Dass er log, nachdem sie neunundreißig Jahre verheiratet waren - "Ich dachte, hier wäre was", sagte er noch einmal und sah wieder so sinnlos von einer Ecke in die andere, "ich hörte hier was. Da dachte ich, hier wäre was." "Ich hab auch was gehört. Aber es war wohl nichts." Sie stellte den Teller vom Tisch und schnippte die Krümel von der Decke. "Nein, es war wohl nichts", echote er unsicher.

Sie kam ihm zu Hilfe: "Komm man. Das war wohl draußen. Komm man zu Bett. Du erkältest dich noch. Auf den kalten Fließen."
Er sah zum Fenster hin. "Ja, das muss wohl draußen gewesen sein. Ich dachte, es wäre hier."
Sie hob die Hand zum Lichtschalter. Ich muss das Licht jetzt ausmachen, sonst muss ich nach dem Teller sehen, dachte sie. Ich darf doch nicht nach dem Teller sehen. "Komm man", sagte sie und machte das Licht aus, "das war wohl draußen. Die Dachrinne schlägt immer bei Wind gegen die Wand. Es war si-cher die Dachrinne. Bei Wind klappert sie immer." Sie tappten sich beide über den dunklen Korridor zum Schlafzimmer. Ihre nackten Füße platschten auf den Fußboden. "Wind ist ja", meinte er. "Wind war schon die ganze Nacht." Als sie im Bett lagen, sagte sie: "Ja, Wind war schon die ganze Nacht. Es war wohl die Dachrinne."
"Ja, ich dachte, es wäre in der Küche. Es war wohl die Dachrinne." Er sagte das, als ob er schon halb im Schlaf wäre. Aber sie merkte, wie unecht seine Stimme klang, wenn er log. "Es ist kalt", sagte sie und gähnte leise, "ich krieche unter die Decke. Gute Nacht." "Nacht", antwortete er noch: "ja, kalt ist es schon ganz schön."
Dann war es still.

Nach vielen Minuten hörte sie, dass er leise und vorsichtig kaute. Sie atmete absichtlich tief und gleichmäßig, damit er nicht merken sollte, dass sie noch wach war. Aber sein Kauen war so regelmäßig, dass sie davon langsam einschlief. Als er am nächsten Abend nach Hause kam, schob sie ihm vier Scheiben Brot hin. Sonst hatte er immer nur drei essen können.
"Du kannst ruhig vier essen", sagte sie und ging von der Lampe weg. "Ich kann dieses Brot nicht so recht vertragen. Iss doch man eine mehr. Ich vertrage es nicht so gut." Sie sah, wie er sich tief über den Teller beugte.
Er sah nicht auf. In diesem Augenblick tat er ihr leid.
"Du kannst doch nicht nur zwei Scheiben essen", sagte er auf seinem Teller.
"Doch, abends vertrag ich das Brot nicht gut. Iss man. Iss man."
Erst nach einer Weile setzte sie sich unter die Lampe an den Tisch.

In W.B.: Das Gesamtwerk. Mit einem biograph. Nachw. Von Bernhard Meyer-Marwitz.
Hamburg: Rowohlt, 1949. S. 304-306. © 1949 Rowohlt Verlag, Hamburg.

28
Sep
2012

Verborgenes kennenzulernen

Korsika-7-067


Was man gemacht hat wird bedeutungslos
gegenüber der Neugier
was man noch alles machen könnte.


Lieblingszitat des Hannes Thanheiser ( Jahrgang 1925)
Schauspieler Musiker Sammler

Dem kann ich mich nur anschließen.
(Diese interessante Person habe ich bei einem Blognachbarn gefunden.
Vielen Dank Herr BL!)

Hannes Thanheiser macht auch Musik:
Cafe Schmalz live beim Zotti - Square dance
http://www.youtube.com/watch?v=95BBDCW9MrI

10
Sep
2012

Mandelstam

Budapest-10-09-241
jbs ... Budapest 2ooozehn

mein buch spricht davon,
dass das auge ein instrument
des denkens ist,
dass das licht eine kraft und dass
das ornament gedanke ist.


Ossip Emiljewitsch Mandelstam


Friedrich Gulda ... Ludwig Van Beethoven - Concierto Para Piano #5 Emperador - III. Rondo Allegro

http://www.youtube.com/watch?v=CVeA0nwyZO4&feature=related

30
Apr
2012

Bella Ciao - George Tabori

Korsika-3-174
jbs

Dies ist die Blume des Partisanen, der für die Freiheit starb.

„Das Universum ist hier“, sagt er spöttisch-sarkastisch und tippt voll sicheren Glaubens sich an die Stirn, „und ich kann damit machen, was ich will.“ sagt Stefan Farkas, Protagonist des Romans "Gefährten zur linken Hand" von George Tabori.


"Und die Gefährten der rechten Hand ( und wie glückselig sind die Gefährten der rechten Hand!) werden unter dornenlosen Lotusbäumen und schön geordneten Talhabäumen wohnen und unter ausgebreiteten Schatten und bei einem immer fließenden Wasser, und mit Früchten im Überfluß, die nie weniger und nie verboten werden. Bei Huris werden sie wohnen, auf erhöhten Kissen gelagert ... Die Gefährten der linken Hand aber ( und wie unglückselig sind die Gefährten der linken Hand!) werden in glühendem Winde wohnen und siedend heißem Wasser und unter dem Schatten eines schwarzen Rauches, der weder kühl noch angenehm ist ..."

Koran
Die 56. Sure: Der Unvermeidliche

aus:
Gefährten zur linken Hand
von
George Tabori Lesen? Lesen!



Ein Partisanenlied aus Italien:

http://www.youtube.com/watch?v=dQrgOwYbgns

"Eines Morgens bin ich erwacht
(An diesem Morgen bin ich aufgestanden)
Oh Schöne Ade, Schöne, Schöne Ade! Ade! Ade!
Eines Morgens bin ich erwacht
Und fand den Eindringling vor.
Oh Partisan, bring mich fort
Oh Schöne Ade, Schöne Ade, Schöne Ade! Ade! Ade!
Oh Partisan, bring mich fort
Denn ich fürchte bald zu sterben
Und falls ich als Partisan sterbe
(Und falls ich in den Bergen sterbe)
Oh Schöne Ade, Schöne Ade, Schöne Ade! Ade! Ade!
Und falls ich als Partisan sterbe
(Und falls ich in den Bergen sterbe)
Dann musst du mich begraben
Begrabe mich dort oben auf dem Berge
(Und du musst mich begraben)
Oh Schöne Ade, Schöne Ade, Schöne Ade! Ade! Ade!
Begrabe mich dort oben auf dem Berge
(Und du musst mich begraben)
Unter dem Schatten einer schönen Blume
Und die Leute die daran vorbeigehen
(Und alle jene die daran vorbeigehen)
Oh Schöne Ade, Schöne Ade, Schöne Ade! Ade! Ade!
Und die Leute die daran vorbeigehen
(Und alle jene die daran vorbeigehen)
Werden mir sagen: „Welch schöne Blume!“
(Und sie werden sagen: „Welch schöne Blume!“)
Dies ist die Blume des Partisanen
(Und dies ist die Blume des Partisanen)
Oh Schöne Ade, Schöne Ade, Schöne Ade! Ade! Ade!
Dies ist die Blume des Partisanen
(Und dies ist die Blume des Partisanen)
Der für die Freiheit starb"

( freie Übersetzung. Kopiert aus Wikipedia. http://de.wikipedia.org/wiki/Bella_Ciao )

George Tabori war ein Schriftsteller, Drehbuchautor, Übersetzer, Dramatiker und Theaterregisseur ungarischer Herkunft. Er wurde 1914 geboren und starb 2007.
"
George Tabori Ein bühnenreifes Leben ist zu Ende"

http://www.stern.de/kultur/film/george-tabori-ein-buehnenreifes-leben-ist-zu-ende-593740.html

17
Mrz
2012

Miklós Radnóti

Heute Vormittag steckten zwei schmale Päckchen im Briefkasten. Beide enthielten Bücher, auf die ich schon ein Weile gewartet hatte. Über ein Bücherantiquariat hatte ich mir „Ausgewählte Gedichte“ bestellt. Vom ungarischen Lyriker Radnóti Miklós.
Ich werde vom Klappentext des Buches „Gewaltmarsch“ von Radnóti Miklós, Corvina Verlag Budapest 1979 zitieren:

„Eine Würdigung dieses bedeutenden ungarischen Lyrikers der Moderne ( 1909 – 1944 ) kann man nicht anders beginnen als mit der Heraushebung der größten Tat, der höchsten Leistung, die er vollbrachte und worin ihm kein anderer Dichter an die Seite gestellt werden kann. Als rassisch Verfolgter wurde er in den kritischen Jahren zum Arbeitsdienst herangezogen, verbrachte Monate, Jahre in Zwangsarbeitslagern, zuletzt in Serbien, und als dieses Lager vor den heranziehenden Sowjettruppen geräumt werden musste, endete der bis zur Marschunfähigkeit erschöpfte Radnóti, wie so viele andere, durch Genickschuss. An sich kein ungewöhnliches Schicksal in jenen Jahren. Nun ist aber Radnóti bis zum letzten Augenblick, angesichts des jeder Menschenwürde beraubten sicheren Todes Dichter geblieben.
Die im Lager von Bor säuberlich in sein Notizbuch eingetragenen Gedichte sind dem Inhalt und der Form nach erlesene Meisterwerke und zeigen den Dichter auf der höchsten Höhe seiner Schaffenskraft. Diese Gedichte sind mit dem toten Dichter – bereits in ungarischem Gebiet – im Massengrab verscharrt und mit ihm exhumiert worden.
Eine solche moralische Kraft und Werktreue kann man nicht hoch genug schätzen, und dennoch darf man sie nicht überschätzen. Sonst könne der Eindruck erweckt werden, die Größe Radnótis liege einzig in seiner Standhaftigkeit, und zu feiern wäre ein exzeptioneller Charakter, auf dessen dichterische Qualität es nicht mehr so sehr ankommt. Das wäre ein Trugschluss. Radnóti erregte schon als Zwanzigjähriger mit dem originellen Stil und kraftvollen Ton seiner Lyrik Aufsehen. In den etwa fünfzehn Jahren, die ihm zu seinem lyrischen Werk zur Verfügung standen, stieg er von Band zu Band – sie erschienen in rascher Folge – immer höher.
Von Anfang an nahm er einen fortschrittlichen Standpunkt der Auflehnung gegen die bestehende Gesellschaft und deren Scheinmoral ein; er tat dies teils mit expressionistischer Zügellosigkeit, teils mit Abkehr vom Alltag und Flucht in ein Arkadien seiner Phantasie. Bald streifte der für das Zeitgeschehen aufgeschlossene Dichter aller Übertreibungen ab; er erkannte die faschistische Gefahr früher als andere, sagte ihr den Kampf an, führte ihn aber mit den erlesensten Mitteln des dichterischen Wortes, mit Eklogen in klassischer Form, und selbst die von der Erkenntnis des unentrinnbaren Dichterschicksals erfüllten Gedichte schrieb er in formvollendeten Hexametern sowie die Liebesbekenntnisse an seine Frau bis zuletzt auch.
Wiederholt sei nur eben, dass der an sich schon bedeutende Dichter mit seinen letzten Gedichten auf dem „Gewaltmarsch“ zum Massengrab sich selbst übertraf. Die Gedichte, die er hinterließ, sind hellleuchtend, und so ist auch des Dichters moralische Größe.“



Grüß die Sonne!

Jetzt küss ich dir schon die Hand, mit solchem
Bauerngram ist's so schön, in der Sonne
zu stehen, auf begeisterten Feldern
klirrt aufgeschossen Halm an Halm der Weizen!

Schau! Wo wir lagen, liegt der Halm gestürzt,
auf strenger Flur ein Liebeswappen, -
wie beugt sich das Land! vor dir verbeugt sich tief,
im Straßenstaub rutschend, der ferne Kirchturm!

Nachmittag kommt dösen: grüß ihn still!
auf deiner Fingerspitze erblüht ein Kuss,
und in deinem Handinnern wird der Schatten!
Grüß ihn du nur!mit gespreizten Händen

grüß die Sonne, wir stehen jetzt
ja noch ihr zugewandt da, und auf
glitzernden Feldern, begeisterten Feldern
klirrt aufgeschossen Halm an Halm der Weizen!


Miklós Radnóti
8. Oktober 1929

IMG_1432
jbs

Ton
Radnóti Miklós - Bájoló
http://www.youtube.com/watch?v=BL8jwnZeKvo

27
Jan
2012

Izieu

Weltweit wird am 27. Januar der Opfer des Holocaust gedacht. An diesem Tag im Jahr 1945 waren die Überlebenden des KZ Auschwitz-Birkenau, dem größten Vernichtungslager des Nazi-Regimes, von sowjetischen Truppen befreit worden. Dieser Ort des Schreckens steht für den Völkermord und die Millionen Menschen, die während der Nazidiktatur verfolgt und ermordet wurden. ( Zitat aus Deutschlandradio 2012 )

"Ich halte Empathie für ein unentbehrliches Element der Auseinandersetzung mit der Geschichte, damit aus der zeitlichen Distanz keine innere Distanz zu den Leiden der Opfer wird. Wer nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen begreift, was die Zerstörung der Freiheit und die Missachtung der Menschenwürde zur Zeit des Nationalsozialismus bedeutet hat, der wird auch in der Gegenwart besser erkennen, wo Freiheit und Menschenwürde gefährdet sind.
Das Beispiel dieser Ausstellung bestärkt mich in der Zuversicht, dass jede Generation eigene Wege und Formen des Erinnerns finden kann und finden wird. Es gibt jedenfalls keinen Grund anzunehmen, dass junge Menschen weniger sensibel wären für Verletzbarkeit und Verletzungen der Menschenrechte. Allerdings wird es mit zunehmendem Abstand immer schwieriger, über den Nationalsozialismus und seine Verbrechen aufzuklären. Deshalb müssen wir uns immer wieder neu fragen: "Wie können wir historisches Wissen so vermitteln, dass es tatsächlich ankommt und auch ein Bewusstsein für die eigene Verantwortung auslöst?""


Rede von Bundestagspräsident Thierse zur Eröffnung der Ausstellung "Mannheim - Izieu - Auschwitz" des Deutsch-Französischen Jugendwerkes mit Simone Veil (26.01.2004)
http://webarchiv.bundestag.de/cgi/show.php?fileToLoad=645&id=12


Korsika-3-173
jbs


Die Kinder von Izieu
gesungen von Reinhard Mey

http://www.youtube.com/watch?v=rrGQZglZFTo&feature=related

Sie waren voller Neugier, sie waren voller Leben,
Die Kinder, und sie waren vierundvierzig an der Zahl.
Sie war'n genau wie Ihr, sie war'n wie alle Kinder eben
lm Haus in Izieu hoch überm Rhônetal.
Auf der Flucht vor den Deutschen zusammengetrieben,
Und hinter jedem Namen steht bitteres Leid,
Alle sind ganz allein auf der Welt geblieben,
Aneinandergelehnt in dieser Mörderzeit.
Im Jahr vierundvierzig, der Zeit der fleiß'gen Schergen,
Der Spitzel und Häscher zur Menschenjagd bestellt,
Hier wird sie keiner suchen, hier oben in den Bergen,
Die Kinder von Izieu, hier am Ende der Welt.

Joseph, der kann malen: Landschaften mit Pferden,
Thèodore, der den Hühnern und Küh'n das Futter bringt,
Liliane, die so schön schreibt, sie soll einmal Dichterin werden,
Der kleine Raoul, der den lieben langen Tag über singt.
Und Elie, Sami, Max und Sarah, wie sie alle heißen:
Jedes hat sein Talent, seine Gabe, seinen Part
Jedes ist ein Geschenk, und keines wird man denen entreißen,
Die sie hüten und lieben, ein jedes auf seine Art.
Doch es schwebt über jedem Spiel längst eine böse Ahnung,
Die Angst vor Entdeckung über jedem neuen Tag,
Und hinter jedem Lachen klingt schon die dunkle Mahnung,
Dass jedes Auto, das kommt, das Verhängnis bringen mag.

Am Morgen des Gründonnerstag sind sie gekommen,
Soldaten in langen Mänteln und Männer in Zivil.
Ein Sonnentag, sie haben alle, alle mitgenommen,
Auf Lastwagen gestoßen und sie nannten kein Ziel.
Manche fingen in ihrer Verzweiflung an zu singen,
Manche haben gebetet, wieder andre blieben stumm.
Manche haben geweint und alle, alle gingen
Den gleichen Weg in ihr Martyrium.
Die Chronik zeigt genau die Listen der Namen,
Die Nummer des Waggons und an welchem Zug er hing.
Die Nummer des Transports mit dem sie ins Lager kamen,
Die Chronik zeigt, dass keines den Mördern entging.

8
Jan
2012

Hâvamâl

Hâvamâl

44 Weißt du den Freund, dem du wohl vertraust,
Und erhoffst du von ihm Holdes,
So tausche Gesinnung und Geschenke mit ihm
Und besuch ihn nicht selten.



"Hâvamâl ist nicht ein einzelnes Gedicht, sondern eine kleine Gedichtsammlung; man hat auch von einem "Liederbuch" gesprochen, und zwar in dem Sinne, dass diese Sammlung schon für sich ausgezeichnet war, ehe sie in die große einging. Dies muss allerdings unentschieden bleiben. Die Teile haben sich leicht zu einem losen Ganzen zusammenfügen lassen, da man sie alle Odin als dem Gotte der Weisheit und Erfahrung und des Zaubers in den Mund legen konnte. Er ist "der Hohe", der als Sprecher gedacht ist. Die einzelnen Gedichte sind leicht herauszukennen und voneinander zu lösen, nur sind zwischen einigen von ihnen Verbindungsstücke eingefügt, die eine ganz saubere Trennung der Teile verhindern."

aus: Reclam
Götterlieder der Älteren Edda
Des Hohen Lied. Das Alte Sittengedicht

Öxnadalur
Das Öxnadalur ist ein Tal im Nordosten Islands

http://farm5.staticflickr.com/4005/4575474342_41b12fa9e1_z.jpg


Sigur Rós - isländischer Kult.
Man schreibt über Sigur Rós, er wäre ein Rocktitan, eine Gruppe, die gleichzeitig isländisch skurril klingt und deren laute Eruptionen doch auch eine Präsenz und Kraft haben wie ein winterlicher Nordmeer-Orkan. Episch ausladende Lieder.

Sigur Rós - Ágætis Byrjun
http://www.youtube.com/watch?v=Hrq7ffdV1ro&feature=related

Sigur Ros - Olsen Olsen
http://www.youtube.com/watch?v=8LeQN249Jqw&feature=related

Den Nordmeer-Orkan vermisse ich ein wenig und die angekündigten lauten Eruptionen finde ich in obigen Songs nicht, aber passend zum heutigen Schmuddelwetter sind die beiden Titel auf jeden Fall.

2
Jan
2012

Tandemgleitflug Albinoni & Albatrosse

aus:

Die Möwe Jonathan

"Überwinde den Raum, und alles, was uns übrigbleibt, ist Hier. Überwinde die Zeit und alles, was uns übrigbleibt ist Jetzt."

"Sei, was du bist, entfalte dein wahres Selbst — jetzt und hier, und nichts kann dir im Wege stehen.
So will es das Gesetz der Großen Möwe, das Gesetz des Seins."



Albatrosse & Albinoni im dynamischen Tandemgleitflug

Concerto for Trumpet Op 9 No 2
http://www.youtube.com/watch?v=1jNBTrHPVN4&feature=related

17
Okt
2011

Freude für Tschick!

Preisträger 2011 - Jugendbuch

Gratulation für den verdienten Deutschen Jugendliteraturpreis an
Wolfgang Herrndorf
Tschick


"Tschick ist ein Abenteuer- und auch ein Bildungsroman, mit dem Herrndorf die Modernisierung seiner Kindheitslektüren perfekt gelungen ist. Das feine Gespür des Autors für jugendrelevante Themen, komische Dialoge, der jugendlich-authentische Erzählton und der bis zum filmreifen Finale konsequent durchgehaltene Spannungsbogen machen den Roman herausragend."

Wolfgang Herrndorf,
1965 in Hamburg geboren, hat Malerei studiert und u.a. für die Titanic gezeichnet. 2002 erschien sein Debütroman In Plüschgewittern. Im Jahr 2008 wurde er für Diesseits des Van-Allen-Gürtels mit dem Deutschen Erzählerpreis ausgezeichnet.

Obiges ist aus diesem Text kopiert:

http://www.djlp.jugendliteratur.org/preistraeger_jugendbuch-16.html

Tschick ist mehr als ein Jugendbuch. Es ist ein Buch, das ganz sicher noch Generationen nach uns gelesen wird.
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lou salome

"Vielleicht war vor den Lippen schon das Flüstern da und ohne Bäume tanzte schon das Laub."Ossip Emiljewitsch Mandelstam

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