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11
Jun
2010

Ben in der Welt

ben-in-der-welt

Doris Lessing begibt sich mit ihrem Roman „Ben in der Welt“, der im Jahr 2000 erschienen ist, auf die Spuren eines Schelmenromans ( es bleiben auch nur Spuren). Ben, der sog. Picaro, irrt, nachdem er von zu Hause weggegangen ist, durch Wälder und Städte, ernährt sich anfangs von rohem Fleisch, ist trotz kräftiger Statur ein ängstlicher junger achtzehnjähriger Mann und ständig auf der Hut vor Menschen, die ihn seelisch und materiell ausbeuten. Während seiner Odyssee von London nach Frankreich und von dort aus nach Brasilien und Paraguay begegnet er trotzdem immer wieder Personen, die ihn beschützen und ernähren.

Drei Frauen, die sich wie Ben auch am Rande der Gesellschaft befinden, begleiten ihn ein kleines Stück auf seinem Weg.
Mrs. Ellen Biggs ist eine alte Londonerin, die Ben mit zu sich nach Hause nimmt. Sie überträgt ihm Verantwortung als sie erkrankt und stärkt damit sein mageres Selbstbewusstsein. Sie muss in die Klinik und während dieser Zeit lernt Ben Rita kennen.
Rita ist eine Prostituierte, die sich in Ben verliebt und ihn solange unterstützt, bis es ihrem Zuhälter und Freund zuviel wird. Dieser wittert mit Ben die Chance seines Lebens und schickt ihn als Drogenkurier nach Frankreich.
In Frankreich lernt Ben Alex kennen, einen verkappten Filmemacher. Auch er sieht in Ben die große Hoffnung, endlich einen Film mit weltweitem Durchbruch zu drehen: mit Ben als Hauptperson.
In den Augen von Alex ist Brasilien als Drehort besser geeignet als der europäische Norden und plötzlich steht Ben in Rio und will nur noch nach Hause, nach England.
Teresa, die bildhübsche Freundin von Alex, nimmt sich Ben an und eine zarte Freundschaft keimt auf.
Teresa hat sich aus den Slums herausgekämpft ( erst durch Prostitution ) und arbeitet am Theater. Sie wird Ben's Beschützerin. Und wie sehr er sie braucht!
Plötzlich tauchen fragwürdige Wissenschaftler auf, die Ben für ihre Forschnungszwecke mißbrauchen wollen und sie schrecken auch nicht vor einer Entführung zurück. Sie stecken Ben nackt in einen Käfig in ihrem Forschungsinstitut. Die Aussicht auf wissenschaftlichen Ruhm lässt jeglichen Skrupel verschwinden, wenn überhaupt je welcher vorhanden war. Es ist u.a. Ben's andersartiges Aussehen, er gleicht eher einem Urmenschen, einem Neandertaler, das die Wissenschaftler wild und irre werden lässt.
Mit Hilfe von zwei Freunden gelingt es Teresa Ben zu befreien und aus Rio auszufliegen.
Neues Ziel ist Paraguay. Dort gibt es Felsenmalereien, deren menschliche Abbilde Ähnlichkeiten mit Ben haben. Dorthin bringen sie Ben, weit über fünftausend Meter hoch ins Gebirge.
In dieser Höhe erkennt Ben die Ausweglosigkeit seiner Einsamkeit und trifft in seiner großer Trauer eine letzte Entscheidung.


Das kurze Leben von Ben ist bestimmt von großer Einsamkeit. Er ist ein Außenseiter, ein Paria, ein Lebewesen, das als halb Mensch halb Tier beschrieben wird. Und der Leser entwickelt erst nach vielen Seiten Sympathie für Ben. Und dann bleibt er bis zum Schluß an seiner Seite, hofft, bangt und zittert mit ihm.
Doris Lessing beschreibt ein düsteres Milieu, in dem sich trotzdem Glück findet ( leider nur nicht für Ben ). Sie benutzt Metaphern aus der Fauna und der Antropologie um die Andersartigkeit von Ben faßbar zu machen. (Er hat ein hochsensibles Gehör und nachts kann er besonders gut sehen. Er ist stark behaart, hat ein gebeugten Gang, einen mächtig ausgeprägten Brustkorb: das Bild eines Menschenaffen suggeriert die Autorin dem Leser immer wieder).
Ständig weist sie auf die innere Zerrissenheit und Wandlungen von Ben hin, eine Spirale, die sich ständig nach unten dreht.
„ Sie ( Teresa ) hielt seine Hand und sprach leise zu ihm. Sie war besorgt wegen seiner Willenlosigkeit, seiner Gleichgültigkeit. Diese junge Frau, die in ihrem kurzen Leben mit allen möglichen Extremen alles gesehen hatte, wusste sehr genau, dass dieser Ben, der Unbekannte, in einer Krise war, eine Art innerer Wandlung durchlief.“

Ich habe „Das fünfte Kind“ von Doris Lessing nicht gelesen. Ich habe Ben in diesem Buch kennengelernt und sein Schicksal macht traurig und nachdenklich. Ähnliche Gefühle hatte ich bei der Lektüre „ Der Chronist der Winde“ von Henning Mankell, in dem Nelio seinen letzten Weg geht.
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"Vielleicht war vor den Lippen schon das Flüstern da und ohne Bäume tanzte schon das Laub."Ossip Emiljewitsch Mandelstam

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