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27
Sep
2010

Bonaventura

Lose Gedanken zu

"Die Nachtwachen"

In den Nachtwachen von Bonaventura drückt der Schriftsteller seinen großen Weltschmerz aus.
Er äußert seine Empfindungen in einer gebildeten Sprache, die immer wieder groteske und unheimliche Szenen beschreibt. Bonaventura versteht es, griechische Mythologie und große Namen wie Shakespeare ( Macbeth), Kotzebue und große Philosophen wie z.B. Voltaire u.v.m. in die Handlungen einfließen zu lassen, um dem Leser mitzuteilen, dass nicht nur er die große Ungerechtigkeit auf der Welt sieht, sondern das es seit Beginn der Menschheit Ausbeutung, Unrecht, Folter usw. gibt. ( siehe z.B. 10. Nachtwache, Tod einer Nonne, S. 91) und dies von großen Gelehrten und Schriftstellern längst auch schon niedergeschrieben wurde.

Der Leser wird in eine Welt versetzt, in dem es um die Existenz notleidender Menschen geht. Er beschreibt ihre Lebensumstände, wie man sie auf der ganzen Welt finden konnte und sogar heute noch findet. (Deshalb kann man die Nachtwachen als immer noch aktuell ansehen).

Das „Die Nachtwachen“ von Bonaventura ein Werk der Schwarzen Romantik ist, merkt der Leser in jedem Kapitel. Die Inhalte bestehen aus dunklen, nächtlichen Episoden und haben einen phantastischen-makabren Inhalt. Bonaventura nimmt die Justiz und den Klerus gesellschaftskritisch ins Visier und kritisiert scharf.
So z.B. den Tod des Freidenkers, der bis zum letzten Atemzug vom kirchlichen Vertreter zum Glauben gebracht werden soll. ( siehe S.7).
Die Marionettenhandlungen : die ganze Menschheit wird von Wenigen durch unsichtbare Fäden dirigiert. Z.B. S. 19, 3. NW, kalter Gerechter). S. 33, ..tatenlosesten Akteuren...).

Der Freitod des Poeten durch den Strick, die dazu gehörende sensible Betrachtung des Kinderbildes, der Hunger, der in dieser Dachstube so groß war, das sogar die Mäuse am Manuskript zu fressen begannen, weil es nichts zu essen gab. Und den Strick hatte der Poet nur deshalb, weil der Verlag ihm sein Buch zurückgeschickt hatte und dieses mit besagtem Strick verschnürt war.
Makabre Szenenbeschreibungen verstärken die Aussagen seiner Texte, so z. B. in der 16.NW, S. 140, in der 2.NW, in der 10.NW..

Die Rede des Hanswurstes zum Thema Weltgericht erreicht einen Höhepunkt ( siehe 6. Nachtwache, ab S. 48). In aller Deutlichkeit öffnet er dem Leser die Augen, in dem er ihm die wahren Seiten der Menschen zeigt. Das Verhalten der Kirchenleute (Klerus), des Adels, des Gerichtes, des einfachen Volkes. Jeder hat eine Maske, eine Larve auf, um sich den besten Platz im Himmel zu ergattern. Bonaventura kann das Leben so nicht aushalten und „versteckt“ sich deshalb lieber hinter dem Beruf des Nachtwächters, später geht er auch gerne ins Irrenhaus, denn dort empfindet er das ehrliche Leben und nicht draußen vor der Tür.

Hier wird sein Weltschmerz deutlich. Er kann an nichts mehr glauben, auch nicht daran, dass es nach dem Tod eine Ewigkeit gibt. Hier kann man sicher von Nihilismusgedanken sprechen, wie u.a. auf den Seiten 6 (... er schaut blaß und ruhig in das leere Nichts, wohin er nach einer Stunde einzugehen gedenkt.),
S. 75, 8.NW, .... und das Leben ist nur das Schellenkleid daß das Nichts umgehängt hat,...,
S.122, 14.NW,... da sah ich mich selbst mit mir allein im Nichts,...,
s. 123, 14.NW, ...gottlob, es gibt einen Tod, und dahinter liegt keine Ewigkeit),
S. 141, 16.NW, ... ob ich gleich fühlte, dass dieser Grimm und Zorn, wie alles übrige, auch mit zum Nichts gehörte.
S. 141, 16. NW, .... und der alte Schwarzkünstler schien dem Nichts Trotz bieten zu wollen.
S. 143, 16. NW, ab: Ich streue diese Handvoll väterlichen Staub in die Lüfte und es bleibt – Nichts! ..........Nichts!

Bonaventura zweifelt und sucht sein Ich im ganzen Roman. Die bestehenden Verhältnisse waren zutiefst unbefriedigend.
Autobiographische Züge findet der Leser in der 1. NW, S. 5: ....er war ein verunglückter Poet, der nur in der Nacht wachte,....; S. 48, 6.NW: was gäbe ich doch darum, so recht zusammenhängend und schlechtweg erzählen zu können,... .

Für mich war diese Lektüre ein schwieriger Text und erst nach dreimaligem Lesen habe ich mich in Kreuzgangs Gedanken hineinversetzen können und bin mit dem Verstehen des Romans immer noch nicht fertig.

Link zum Reclamheft:
http://www.reclam.de/detail/978-3-15-008926-2
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lou salome

"Vielleicht war vor den Lippen schon das Flüstern da und ohne Bäume tanzte schon das Laub."Ossip Emiljewitsch Mandelstam

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