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21
Aug
2010

Gestorben wird später

oder "Das Prinzip Hoffnung"

Gedanken zu „ Gestorben wird später“ von Hans Zengeler
Mit zweihundertundacht Seiten erschien o.g. Roman von Hans Zengeler bei Shaker Media GmbH 2009.

cover-gesto

„ Es war klar, dass es auf eine Kathastrophe hinausläuft.“ So beginnt die Erzählung, an dessen Anfang der Protagonist Josef Bloch plötzlich rasende Angst vor dem Alter und vor Krankheiten hat. Fast panikartige Angstattacken, gekennzeichnet durch Herzrasen, Schweißausbrüche, anfallsartige Müdigkeiten, Unausgeglichenheit, gedankliche Abwesenheit und sozialem Rückzug lassen den Leser sehr nah an das Gefühlsleben des Josef Bloch heran. Durch den Tod zwei sehr enger Freunde und schweren Krankheiten von Menschen im Umfeld des Protagonisten und seiner Frau Ira fällt Bloch in ein seelisches Tief. Er sieht sich genötigt sein Testament aufzusetzen.

Bloch ist Hausmann, neunundfünfzig Jahre alt. Seine Frau Ira, mit der er standesamtlich nicht verheiratet ist, verdient deren Lebensunterhalt als Illustratorin. Während sie seine anstehende Kropfoperation als notwendige Nebensache ansieht, zumindest lässt sie andere Gefühle zu diesem Thema nicht offen zu, versinkt Bloch in Ängsten vor der anstehenden Operation, malt sich alle möglichen Komplikationen aus und deutet jede Abweichung vom Alltag als schlechtes Omen auf seine Zukunft. Zengeler versteht es geschickt, die Symptome einer Hyperthyreose mit den Symptomen panikartigen Angstzuständen auf Linie zu bringen. So weiß ich als LeserIn nie ganz genau, sind das nun physische oder psychische Krankheitszeichen oder „einfach nur“ überzogene Gefühle.

Leicht macht es der Autor dem Leser mit Bloch nicht. Es ist ein Schwanken zwischen absoluter Sympathie und dem energischem Zurufen wollen, endlich mit dem Zaudern aufzuhören.
Josef ist auf der Suche nach sich selbst, betrachtet sich auf Seite 11 als Nullnummer mit Nullsummenbilanz. Aber zum Glück gibt es Ira. In Gesprächen wie diesen z.B. auf Seite 12: „ Ich verliere nicht gerne die Orientierung, sagte er.“ antwortete sie daraufhin: „Was ein Fehler ist, denn manchmal muss man die Orientierung verlieren, sonst erlebt man nichts mehr.“ Oder: „Wichtig ist nicht, wohin man geht, sondern das Erleben auf dem einmal gewählten Weg.“ ( S. 13). Solche Sätze tauchen immer wieder auf und Bloch enträtselt immer mehr sein Menschsein, sein Menschdasein.

Josef Bloch – Ernst Bloch.
Die gleichen Nachnamen legen eine Spur, der man detektivisch folgt:

"Wer sind wir? Wo kommen wir her? Wohin gehen wir? War erwarten wir? Was erwartet uns? Viele fühlen sich nur als verwirrt. Der Boden wankt, sie wissen nicht warum und von was. Dieser ihr Zustand ist Angst, wird er bestimmter, so ist er Furcht. Einmal zog einer weit hinaus, das Fürchten zu lernen. Das gelang in der eben vergangenen Zeit leichter und näher, diese Kunst ward entsetzlich beherrscht. Doch nun wird, die Urheber der abgerechnet, ein uns gemäßeres Gefühl fällig. Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen."
Ernst Bloch in seinem Vorwort zu "Das Prinzip Hoffnung"

Hans Zengeler rollt eine Odyssee auf. Eine abenteuerliche Seelenfahrt, durch die Bloch prä- und postoperativ mit seinen Emotionen von Flaute bis Windstärke neun schippert, im Schlepptau seinen Sohn Marc, seine Ehrenkinder und Ehrenenkelkinder, seine zwei verstorbenen Freunde und allen voran Ira.
Am Ende des Romans hat man auch seine Patchworkfamilie kennengelernt und weiß endlich, wie es gesundheitlich um Bloch steht.
Besonders schön an diesem Roman ist, nach dem Hoffnungsprinzip, die wunderbare Liebeserklärung, die Josef Bloch seiner Ira auf über zweihundert Seiten macht.

Homepage des Autors: http://www.zengeler.de

12.05.2012:
Aus aktuellem Anlass füge ich eine Vorschau auf alle Bücher des VAT Verlag Andre Thiele ein. Auf Seite 10 wird die überarbeitete Neuauflage des Romans "Gestorben wird später" vorgestellt.


http://issuu.com/vatverlagandrethiele/docs/vat_herbstprogramm_2012?mode=window&backgroundColor=%23222222
Gregor Keuschnig - 23. Aug, 08:52

Ob der Name des Protagonisten eine Parallele zum berühmten Philosophen zuläßt, kann ich nicht beurteilen. Interessant ist allerdings, dass die Figur aus Handkes "Tormann" auch Josef Bloch heißt. Ich nehme stark an, dass jemand wie Zengeler so etwas weiss, denn der Roman ist ja nicht vollkommen unbekannt.

lou-salome - 23. Aug, 12:18

Ja, das ist interessant.
Es lösen sich sofort Verknüpfungen* aus.
Nachdem ich den Namen Bloch gelesen hatte, kam mir gleich Ernst Bloch in den Kopf und ich habe nach der Lektüre in diese Richtung meine Fühler ausgefahren.
Für Ihren Hinweis danke ich.

Ob der Autor Hans Zengeler den "Tormann" kennt, weiß ich nicht.

Da das Motiv Sehnsucht nach einem besseren, befreiten Leben die Menschen antreibt ( der Mensch zwischen Freiheit und Determination ) und Ernst Bloch dies in seinem Hauptwerk " Das Prinzip Hoffnung" anscheinend bewiesen hat ( ich kenne nur Auszüge aus diesem Werk), fiel es mir nicht schwer, den Namen des Protagonisten und die inhaltliche Aussage aus dem Werk "Gestorben wird später" in jene Richtung zu assoziieren.

* Zu den Verknüpfungen möchte ich noch anmerken, dass ich versuche, den Inhalt eines Werkes ersteinmal so zu lesen, als gäbe es nur diese eine Geschichte, dieses eine Buch auf der Welt. Und nach Beendigung lasse ich es auf mich wirken. Und je nachdem was es in mir auslöst, beschäftige ich mich intensiver mit dem Thema.

Sie erinnern sich an die Buchbesprechung auf Ihrem Blog zu Wellershoff.
Im Urlaub habe ich "Die Sirene" von ihm gelesen. Das ist auch wieder so eine Geschichte, da finde ich Parallelen, Vergleiche, Erinnerungen usw.. Ich hoffe, ich schaffe es zeitlich hierzu eine kleine Rezension zu schreiben, damit ich Entscheidenes nicht vergesse. Eine lohnenswerte Lektüre!
Phorkyas - 23. Aug, 11:26

Anstrengende Buecher

Gerade habe ich auch so ein Werk durch, bei dem ich dem Erzaehler auch entnervt antworten wollte: Ja, ich habs jetzt kapiert, dass der Kerl intelligent ist und unabhaengig denkt, jetzt komm doch mal zur Sache und zeig', was der auch wirklich drauf hat, bzw. was bei diesem Denken dann herauskommt.

Zumindest deinem Kommentar entnehme ich, dass sich die Lektuere dann aber doch gelohnt hat (manchmal kommt's mir so vor, dass ein Buch, dass sich allzu glatt wegliest auch keine Spuren hinterlaesst,.. es muss wie der physische Akt einer Gipfelerklimmung doch auch Muehe kosten, als haette man sich etwas erarbeitet).

PS. Den Verlag haette ich schon beinahe mit einem anderen Shaker-Verlag verwechselt, der hier ordentlich Spam verschickt, damit man Dissertationen und so etwas bei ihnen veroeffentlicht, war schon irritiert.

lou-salome - 23. Aug, 12:31

Hallo Phorkyas :)!
Bin gerade mit obiger Antwort fertig, klicke auf "sichern" und lese, dass Du zwischenzeitlich auch gepostet hast. Muss eigentlich und endlich an einen anderen Arbeitsplatz, an einen, den ich gar nicht mag aber der sein muss, deshalb "nur" schnell geantwortet:
Ja, ich denke das auch, ein Buch das zu bequem ist und keine Kanten hat, einen nicht über Geröllfelder stolpern lässt, schnell in Vergessenheit gerät.
Der Bloch in "Gestorben wird später" ist so eine Figur. Ich saß beim lesen auf seiner Schulter und seine Perspektive wurde ein wenig die meinige, aber nur ein wenig. Deshalb löste es in mir auch die verschiedensten Reaktionen aus. Was will ich mehr?

zu Deinem P.S.: Shaker-Verlag war bisher auch neu für mich und für Spam bin ich anscheinend blind, habe noch keine mit dem Begriff Shaker bewusst registriert.
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"Vielleicht war vor den Lippen schon das Flüstern da und ohne Bäume tanzte schon das Laub."Ossip Emiljewitsch Mandelstam

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