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20
Jan
2010

Bronsteins Kinder

Autor: Jurek Becker ( 1937 – 1997 )

Liebe Ana, lieber Matti,
ich habe versucht, „Bronsteins Kinder“ zu verstehen und stelle Euch hier meine Gedanken dazu vor, vielleicht können sie Euch bei den Prüfungsvorbereitungen eine Stütze sein. Aber deshalb nicht vergessen, selbst lesen!!! ( Dies ist auch der Grund, weshalb ich die Inhaltsangabe nur stark gekürzt wiedergebe).
Viel Erfolg :) wünscht
lou-salome

Thematische Aspekte

Selbstjustiz im Hinblick auf die NS-Verbrechen: Geiselnahme und Verhör unter Folter des ehemaligen KZ-Aufsehers Arnold Heppner
Vater-und-Sohn-Konflikt: Mangelnde gegenseitige Anerkennung, es findet keine Kommunikation statt
Generationskonflikt: Kein gemeinsamer Erfahrungshorizont von Vater und Sohn
Täter als Opfer: Arnold Heppner, ehemaliger KZ-Aufseher, wird 30 Jahre nach dem Holocaust Geiselopfer
Opfer als Täter: Arno Bronstein, Gordon Kwart und Erik Rotstein, ehemalige KZ-Insassen und Opfer, werden 1973 zu Tätern
Liebesgeschichte: Die Liebe von Hans Bronstein und Martha Lepschitz kühlt ab und hat keine gemeinsame Zukunft
Bruder-Schwester-Geschichte: Gegenpole
Initiationsgeschichte: Vom Erwachsenwerden eines Jugendlichen

Zum Inhalt des Buches

Zwei Erzählstränge führen zum entscheidenen Ereignis hin: In Rückblenden ( Präteritum,1973, erinnerte Zeit) werden zum einen die Erlebnisse des Ich-Erzählers, Hans Bronstein, zur Zeit seines Abiturs bis zum (Herz-)Tod seines Vaters im August 1973 wiedergegeben. Eine weitere Zeitebene ist zum anderen die Zeit nach dessen Tod. Die Gegenwart ( Präsens, 1974, erlebte Zeit) des Erzählers ist im Jahr 1974 angesiedelt.
Es gibt drei zeithistorische Hinweise: Die Weltfestspiele der Sozialistischen Jugend in Ost-Berlin 1973, der Tod Walter Ulbrichts 1973 und der Rücktritt Willy Brandts 1974.
Elf Tage lang dauert 1973 ein Verhör, unter Folter, des ehemaligen KZ-Aufsehers Arnold Heppner in einem entlegenem Waldhaus bei Berlin. Elf Tage lang versucht der Abiturient Hans Bronstein seinen Vater Arno Bronstein davon zu überzeugen, dass es ein großes Unrecht ist, diesen Mann gefangen zu halten. Vater und Sohn vertreten völlig entgegengesetzte Standpunkte und vernünftige Gespräche und Verständigung sind nicht möglich. Arno Bronstein und seine zwei Freunde Gordon Kwart und Erik Rotstein, alle drei Opfer des Nationalsozialismus im Lager Neuengamme, sind von ihrem Handeln überzeugt.
Hans Bronstein erzählt rückblickend von der Entdeckung dieser Vorgänge im Waldhäuschen seines Vaters, in welcher Hans sich häufig mit seiner Freundin Martha zu einem Rendevous getroffen hatte. Zu seinem Unglück entdecken ihn die Geiselnehmer und er fängt an, sich in Lügen zu verstricken. Martha erzählt er allerdings nichts von den Geschehnissen im Häuschen und seine Gespräche mit dem Vater eskalieren. Der Vater sieht ihn sogar als Feind an.
Hinweise auf die zerrüttete Vater-Sohn-Beziehung sind z.B. auch die stark vernachlässigte/ verschmutzte Wohnung, die mageren bis gar keine Einkäufe, so daß Hans hungern muß und durch die Entdeckung, dass der Vater eines nachts mit seinen Freunden im Nebenzimmer Jiddisch spricht, fühlt er sich hintergangen.
Die siebzehn Jahre ältere Schwester Elle lebt in einer psychiatrischen Anstalt. Zu ihr hat Hans guten Kontakt. Er besucht sie und vertraut sich ihr an. Aber die erhoffte Hilfe kann sie ihm nicht geben.
Vor seiner Abitur-Schwimmprüfung schlägt Hans im Duschraum seinen Mitschüler Norbert Waltke zu Boden. Hans projiziert in Waltkes Verhalten Nazimethoden, die in ihm offene Aggressionen auslösen. Waltke nimmt nach einem Lehrer-Schüler-Gespräch die Entschuldigung von Hans an, doch Hans ärgert sich weiter: (S. 47)
„ Beim Abtrocknen verstand ich den Sinn seiner Worte. Ich hörte förmlich, womit mein Lehrer Sowade ihn besänftigt hatte: Das Schild, ( Anm. zum Schild in der Dusche: Badekleidung sei beim Duschen abzulegen) du hast schon recht, es gilt für alle, keine Frage, auch für ihn ( für Hans). Aber die Angelegenheit hat noch einen zweiten Aspekt, von dem du ( Waltke) nichts wissen konntest, und zwar: Hans ist Jude. Es kann da leicht Empfindlichkeiten geben, von denen unsereins nicht ahnt. Ich hoffe, du verstehst.“Hans ärgert sich, denn jetzt ist ihm eine Rolle zugewiesen worden, die er nicht haben will und mit deren Implikationen er sich nicht identifizieren kann: Die Rolle des Juden und damit Opfer, an dem wieder gutzumachen ist.
Hans hatte nämlich, gedankenverloren über die Waldhaussituation, vergessen, seine Badehose beim Duschen auszuziehen. Und der Lehrer erklärte Waltke das warum: Das Glied der Juden sei beschnitten und deshalb ... . Hans hätte gerne diesen Irrtum aufgeklärt, denkt sich seinen Teil jedoch nur: „ ... ich bin, entgegen Ihrer Vermutung, nicht beschnitten.“
Weitere Konflikte, nun auch mit Martha, die eine Nebenrolle in einem Filmprojekt annimmt, in der sie ein jüdisches Mädchen verkörpert. Hans kann das überhaupt nicht befürworten. Nur Martha geht mit der jüdischen Zugehörigkeit viel besser um als Hans und geht selbstbewusst ihren beruflichen und persönlichen Weg. Die Trennung des Paares ist offensichtlich.
Der Tod von Arno Bronstein stürzt Hans in eine Krise. Die Eltern von Martha, Herr und Frau Lepschitz, nehmen Hans bei sich auf. Ein Jahr lang wird er nun bei ihnen in der Wohnung leben, wie „eine Stubenfliege“.
(Im Judentum wird das Trauerjahr „Awelut“ genannt)
Nach dem Jahr sucht er, mit der Hilfe von Martha, die ihm wenigstens Freundin geblieben ist, eine neue Wohnung und wird Philosphiestudent.
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"Vielleicht war vor den Lippen schon das Flüstern da und ohne Bäume tanzte schon das Laub."Ossip Emiljewitsch Mandelstam

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Zuletzt aktualisiert: 26. Mai, 22:16

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