Eine Suche nach dem Stellenwert des Glücks
und
Ein Stadtportrait
und
Ein Gesellschaftsprotait
Mit dem 1995 erschienenen Buch „33 Augenblicke des Glücks“ erlangte Ingo Schulze große schriftstellerische Anerkennung und startete damit seine Schriftstellerlaufbahn.
Ich habe heute sein Buch nun doch fertig gelesen, obwohl ich nach der Küchen-Sauna-Kannibalismus-Erzählung aufgehört hatte, Schulze weiterhin meine Zeit und Neugierde zu schenken. Schon in den vorangegangenen Erzählungen steckte soviel morbider Inhalt, dass ich mich frage, wie es zu soviel positiver Resonanz kommen kann. Seine detaillierte Stadtbeschreibung, seine z.T. wirklich interessanten Personenportaits und seine genauen Beobachtungen gefallen mir, gar keine Frage. Nur, er bereitet mich als Leserin in keinster Weise auf den Ausbruch vor, den er bei fast jeder Geschichte vollzieht. Ich betrachte beim lesen nicht sozusagen eine „eitrige Geschwulst auf der Haut“, die sich mit der Zeit verschlechtert, um in einem bestimmten Stadium aufzuplatzen. Nein, Schulze bevorzugt den heimlichen Tumor. Der unter dem Schönen wächst und wächst und ohne Vorankündigung explodiert und wie ein Vorschlaghammer wirkt. Ab diesem Zeitpunkt habe ich die vorangegangenen Beschreibungen von Stadt und Mensch vergessen. Und diese Dominanz der Eruption ist mir zu ausgeprägt. Es mag sein, dass Schulze gerade das ja provoziert, denn im Leben sieht es viel zu oft so aus. Aber dann ein Buch „ 33 Augenblicke des Glücks“ zu betiteln? Gut, jeder empfindet sein Glück anders. Der Optimist, der Pessimist, der Kriminelle, der Kranke, der Wohlhabende, der am Existenzminimum lebende, oder, oder.
Im Klappentext steht u.a.: „ ..., weil diese Aufzeichnungen auch die Möglichkeit in sich trügen, die anhaltende Diskussion um den Stellenwert des Glücks zu beleben.“
Ja, das ist ihm auf jeden Fall bei mir gelungen, erneut über das Glück nachzudenken und nachzulesen. Siehe auch hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Birnbacher
http://sammelpunkt.philo.at:8080/1003/1/BirnbacherD1.pdf
Aber es bleibt dabei, Glücksgefühle, diese Prosa gelesen zu haben, sind nicht aufgetaucht und erneut werde ich nun kein Buch mehr von ihm lesen. Zumindest in allernächster Zeit nicht.
( nachgeschoben: Kleiner Fehler im Klappentext, Hofmann wird im Prosatext nur mit einem "f" geschrieben. In Anlehnung und dem Vergleich mit E.T.A. Hoffmann stimmt ja das doppelte "f", aber später ist ja eben der nicht mehr gemeint).
Der Philosoph Dieter Birnbacher erwähnt im e-Journal der Philosophie ein Gedicht von Nietzsche, das gefällt mir:
"Mein Glück!"
Friedrich Nietzsche
Die Tauben von San Marco seh ich wieder:
Still ist der Platz, Vormittag ruht darauf.
In sanfter Kühle schick' ich müssig Lieder
Gleich Taubenschwärmen in das Blau hinauf —
Und locke sie zurück,
Noch einen Reim zu hängen in's Gefieder
— mein Glück! Mein Glück!
Du stilles Himmels-Dach, blau-licht, von Seide,
Wie schwebst du schirmend ob des bunten Bau's,
Den ich — was sag ich? — liebe, fürchte, neide ...
Die Seele wahrlich tränk' ich gern ihm aus!
Gäb' ich sie je zurück? —
Nein, still davon, du Augen-Wunderweide!
— mein Glück! Mein Glück!
Du strenger Turm, mit welchem Löwendrange
Stiegst du empor hier, siegreich, sonder Müh!
Du überklingst den Platz mit tiefem Klange
Französisch, wärst du sein accent aigu?
Blieb ich gleich dir zurück,
Ich wüsste, aus welch seidenweichem Zwange...
— mein Glück! Mein Glück!
Fort, fort, Musik! Lass erst die Schatten dunkeln
Und wachsen bis zur braunen lauen Nacht!
Zum Tone ist's zu früh am Tag, noch funkeln
Die Gold-Zieraten nicht in Rosen-Pracht,
Noch blieb viel Tag zurück,
Viel Tag für Dichten, Schleichen, Einsam-Munkeln
— mein Glück! Mein Glück!
Ein Stadtportrait
und
Ein Gesellschaftsprotait
Mit dem 1995 erschienenen Buch „33 Augenblicke des Glücks“ erlangte Ingo Schulze große schriftstellerische Anerkennung und startete damit seine Schriftstellerlaufbahn.
Ich habe heute sein Buch nun doch fertig gelesen, obwohl ich nach der Küchen-Sauna-Kannibalismus-Erzählung aufgehört hatte, Schulze weiterhin meine Zeit und Neugierde zu schenken. Schon in den vorangegangenen Erzählungen steckte soviel morbider Inhalt, dass ich mich frage, wie es zu soviel positiver Resonanz kommen kann. Seine detaillierte Stadtbeschreibung, seine z.T. wirklich interessanten Personenportaits und seine genauen Beobachtungen gefallen mir, gar keine Frage. Nur, er bereitet mich als Leserin in keinster Weise auf den Ausbruch vor, den er bei fast jeder Geschichte vollzieht. Ich betrachte beim lesen nicht sozusagen eine „eitrige Geschwulst auf der Haut“, die sich mit der Zeit verschlechtert, um in einem bestimmten Stadium aufzuplatzen. Nein, Schulze bevorzugt den heimlichen Tumor. Der unter dem Schönen wächst und wächst und ohne Vorankündigung explodiert und wie ein Vorschlaghammer wirkt. Ab diesem Zeitpunkt habe ich die vorangegangenen Beschreibungen von Stadt und Mensch vergessen. Und diese Dominanz der Eruption ist mir zu ausgeprägt. Es mag sein, dass Schulze gerade das ja provoziert, denn im Leben sieht es viel zu oft so aus. Aber dann ein Buch „ 33 Augenblicke des Glücks“ zu betiteln? Gut, jeder empfindet sein Glück anders. Der Optimist, der Pessimist, der Kriminelle, der Kranke, der Wohlhabende, der am Existenzminimum lebende, oder, oder.
Im Klappentext steht u.a.: „ ..., weil diese Aufzeichnungen auch die Möglichkeit in sich trügen, die anhaltende Diskussion um den Stellenwert des Glücks zu beleben.“
Ja, das ist ihm auf jeden Fall bei mir gelungen, erneut über das Glück nachzudenken und nachzulesen. Siehe auch hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Birnbacher
http://sammelpunkt.philo.at:8080/1003/1/BirnbacherD1.pdf
Aber es bleibt dabei, Glücksgefühle, diese Prosa gelesen zu haben, sind nicht aufgetaucht und erneut werde ich nun kein Buch mehr von ihm lesen. Zumindest in allernächster Zeit nicht.
( nachgeschoben: Kleiner Fehler im Klappentext, Hofmann wird im Prosatext nur mit einem "f" geschrieben. In Anlehnung und dem Vergleich mit E.T.A. Hoffmann stimmt ja das doppelte "f", aber später ist ja eben der nicht mehr gemeint).
Der Philosoph Dieter Birnbacher erwähnt im e-Journal der Philosophie ein Gedicht von Nietzsche, das gefällt mir:
"Mein Glück!"
Friedrich Nietzsche
Die Tauben von San Marco seh ich wieder:
Still ist der Platz, Vormittag ruht darauf.
In sanfter Kühle schick' ich müssig Lieder
Gleich Taubenschwärmen in das Blau hinauf —
Und locke sie zurück,
Noch einen Reim zu hängen in's Gefieder
— mein Glück! Mein Glück!
Du stilles Himmels-Dach, blau-licht, von Seide,
Wie schwebst du schirmend ob des bunten Bau's,
Den ich — was sag ich? — liebe, fürchte, neide ...
Die Seele wahrlich tränk' ich gern ihm aus!
Gäb' ich sie je zurück? —
Nein, still davon, du Augen-Wunderweide!
— mein Glück! Mein Glück!
Du strenger Turm, mit welchem Löwendrange
Stiegst du empor hier, siegreich, sonder Müh!
Du überklingst den Platz mit tiefem Klange
Französisch, wärst du sein accent aigu?
Blieb ich gleich dir zurück,
Ich wüsste, aus welch seidenweichem Zwange...
— mein Glück! Mein Glück!
Fort, fort, Musik! Lass erst die Schatten dunkeln
Und wachsen bis zur braunen lauen Nacht!
Zum Tone ist's zu früh am Tag, noch funkeln
Die Gold-Zieraten nicht in Rosen-Pracht,
Noch blieb viel Tag zurück,
Viel Tag für Dichten, Schleichen, Einsam-Munkeln
— mein Glück! Mein Glück!
lou-salome - 21. Jan, 21:16