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Gedichte

25
Sep
2009

Das Schönste vom Sonntag ist der Sonnabend Abend

Sonntagsmorgen im Bett
von Kurt Tucholsky, 1928

Was – was ist?
Ach so. Heute ist Sonntag. Da kann ich noch liegen.
Mit den Schultern kuscheln. Mich ans Kopfkissen schmiegen –
Aus alter Gewohnheit wacht man sonntags immer
so früh auf wie wochentags – das kommt vielleicht von dem
Schimmer
da von den Jalousien – was ist denn das für ein Geratter und
Gebraus?
Na, jedenfalls heute muß ich nicht raus.

Ich kann heute ganz stille liegen und ruhn.
Und muß gar nichts. Und hier kann mir keiner was tun.
So ein Bett ist eigentlich eine schöne Sache –
da müsste noch so eine Sonnenplache
drüber sein, und dann fährt man damit überall hin.
Woher kommt das, dass ich heute so furchtbar müde bin -?
Gerstern abend haben wir wesentlich zu viel Schwedenpunsch
Getrunken.
Paul war zum Schluß ganz in seinem Sessel versunken;
ich habe auch noch so einen komischen Geschmack im Mund
und---

Halb neun! Da muß ich richtig wieder eingeschlafen sein.
Sonntagsmorgen im Bett, das ist fein.
Das heißt: was nun noch kommt, ist weniger schön ....
Heute morgen muß ich zu Onkel Otto und Tante Frieda gehen –
Margot ist auch da, die keusche Lilie...
Warum, lieber Gott, ist man sonntags stets in Familie?
Vor Tisch sind sie beleidigt, und nach Tisch sind sie satt –
Wenn ich dran denke, wird mir jetzt schon ganz matt.

Abends ist Theater ... morgen muß ich unbedingt mal mit
Kempner telephonieren:
Er muß die Diele billiger tapezieren –
achtzig ist zu viel – der Junge ist wohl nicht ganz gesund!
und –

Halb zehn!
„ Willi! Aufstehn! Aufstehn!“
Ja, doch, ja!
Ich stehe ja schon auf, Mama –

Jetzt geht der Sonntag los! Nein: eigentlich ist er schon vorbei.
Jetzt kommen die Zeitungen und Briefe und Telefon und Geschrei.
Das ist nun weniger geruhsam und labend ...

Aber so ist das im Leben:
Das Schönste vom Sonntag ist der Sonnabend Abend.

19
Sep
2009

Das Eisenbahngleichnis

von Erich Kästner

Wir sitzen alle im gleichen Zug
und reisen quer durch die Zeit.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir fahren alle im gleichen Zug.
Und keiner weiß, wie weit.

Ein Nachbar schläft, ein anderer klagt,
ein dritter redet viel.
Stationen werden angesagt.
Der Zug, der durch die Jahre jagt,
kommt niemals an sein Ziel.

Wir packen aus. Wir packen ein.
Wir finden keinen Sinn.
Wo werden wir wohl morgen sein?
Der Schaffner schaut zur Tür herein
und lächelt vor sich hin.

Auch er weiß nicht, wohin er will.
Er schweigt und geht hinaus.
Da heult die Zugsirene schrill!
Der Zug fährt langsam und hält still.
Die Toten steigen aus.

Ein Kind steigt aus. Die Mutter schreit.
Die Toten stehen stumm
am Bahnsteig der Vergangenheit.
Der Zug fährt weiter, er jagt durch die Zeit,
und niemand weiß, warum.

Die I. Klasse ist fast leer.
Ein feister Herr sitzt stolz
im roten Plüsch und atmet schwer.
Er ist allein und spürt das sehr.
Die Mehrheit sitzt auf Holz.

Wir reisen alle im gleichen Zug
zu Gegenwart in spe.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und viele im falschen Coupé.

11
Sep
2009

frédéric chopin

während eines mallorcaaufenthaltes 1838/39 entstanden manche seiner préludes.
er hatte sich mit seiner lebensgefährtin george sand und deren zwei kinder für kurze zeit dorthin zurückgezogen, mit der hoffnung, von seiner tuberkulose zu genesen. durch ungewöhnlich schlechtes wetter, nässe und kälte, sah er sich gezwungen im haus zu bleiben, für ihn sicherlich ein gefängnisaufenthalt. george sand war nicht immer im haus und während er ( wieder einmal ) auf sie wartete, tropfte der regen vor seinem fenster ständig monoton von der dachrinne herab. aus diesem „hörerlebnis/akkustischer qual“ ist anscheindend die inspiration der regentropfen préludes entstanden.
diese hatte er auf mallorca komponiert.


eine poetische biographie aus:

gottfried benn
statische gedichte

Chopin

Nicht sehr ergiebig im Gespräch,
Ansichten waren nicht seine Stärke,
Ansichten reden drum herum,
wenn Delacroix Theorien entwickelte,
wurde er unruhig, er seinerseits konnte
die Notturnos nicht begründen.

Schwacher Liebhaber;
Schatten in Nohant,
wo Georde Sands Kinder
keine erzieherischen Ratschläge
von ihm annahmen.

Brustkrank in jeder Form
mit Blutungen und Narbenbildung,
die sich lange hinzieht;
stiller Tod
im gegensatz zu einem
mit Schmerzparoxysmen
oder durch Gewehrsalven:
man rückte den Flügel ( Erard ) an die Tür
und Delphine Potocka
sang ihm in der letzten Stunde
ein Veilchenlied.

Nach England reiste er mit drei Flügeln:
Pleyel, Erard, Broadwood,
spielte für 20 Guineen abends
eine Viertelstunde
bei Rothschilds, Wellingtons, im Strafford House
und vor zahllosen Hosenbändern;
verdunkelt von Müdigkeit und Todesnähe
kehrte er heim
auf den Square d'Orléans.
Dann verbrennt er seine Skizzen
und Manuskripte,
nur Restbestände, Fragmente, Notizen,
diese verräterischen Einblicke - ,
sagte zum Schluß:
„ meine Versuche sind nach Maßgabe dessen vollendet,
was mir zu erreichen möglich war.“

Spielen sollte jeder Finger
mit der seinem Bau entsprechenden Kraft,
der vierte ist der schwächste
( nur siamesisch zum Mittelfinger).
Wenn er begann, lagen sie
auf e, fis, gis, h, c.

Wer je bestimmte Präludien
von ihm hörte,
sei es in Landhäusern oder
in einem Höhengelände
oder aus offenen Terrassentüren
beispielsweise aus einem Sanatorium,
wird es schwer vergessen.

Nie eine Oper komponiert,
keine Symphonie,
nur diese tragischen Progressionen
aus artistischer Überzeugung
und mit einer kleinen Hand.
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lou salome

"Vielleicht war vor den Lippen schon das Flüstern da und ohne Bäume tanzte schon das Laub."Ossip Emiljewitsch Mandelstam

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