Na, dann man guten Appetit!
Ob ich jemals wieder Krabben pule? Oder das leckere Krabbenfleisch erneut essen werde?
Nach der Lektüre „ Am Beispiel eines Hummers“ von David Foster Wallace kommen Zweifel auf. Einen Lobster werde ich sicher nie essen, aber Krabben, die Miniaturausgabe dieser Krebstiere, werde ich diese bei einem Nordsee-Besuch noch genießen können?
Im Auftrag des Magazins „Gourmet“ fährt Wallace 2004 nach Maine, um von einem Mega-Lobster-Festival zu berichten. Über fünfzigtausend ( 50.000!!!) Hummer werden dort zubereitet und gegessen. Wallace fragt sich, was im Inneren eines Hummers vorgeht, wenn der gesotten wird. Und er fragt sich, wie sich das Interesse des Menschen an gekochtem Hummer und dem berechtigten Wunsch des Hummers, am Leben zu bleiben, zueinander verhalten.
Also dann, an alle Lobster-Fans: Guten Appetit!
Textauszug:
Der weltgrößte Hummerkessel am Nordeingang ist nicht umsonst eine der Attraktionen auf dem Festgelände. Aber man stelle sich nur vor, auf einem „Nebraska Beef Festival“ kämen riesengroße Tiertransporter angefahren und kippten ihre lebende Ladung direkt auf die weltgrößte Freiluft-Schlachtbühne.
Undenkbar.
Ihren Höhepunkt erreicht die Intimität des Vorgangs natürlich zu Hause in der eigenen Küche, dort, wo mit Abstand die meisten Hummer zubereitet und gegessen werden. ( „Zubereitet“ ist natürlich eine Beschönigung, denn in Wahrheit bedeutet diese Zubereitung den Tod des Hummers.) Der Hergang dürfte im Wesentlichen immer derselbe sein: Man kommt vom Supermarkt nach Hause und trifft seine Vorbereitungen, setzt also das Wasser auf und was sonst noch zu tun ist. Dann holt man den Hummer aus der Tüte oder aus welcher praktischen Endkundenverpackung auch immer ... Doch genau in diesem Moment geschieht es, das Grauenhafte. Egal wie benommen der Hummer von seiner langen Reise sein mag, bei Kontakt mit dem kochenden Wasser erwacht er jedenfalls – alamierend! - zum Leben. Will man ihn aus der Verpackung direkt in den Topf schütten, kriegt man ihn häufig gar nicht heraus, so heftig klammert er sich daran fest. Auch versucht er mitunter, sich am Rand des Topfs aus der Gefahr zu ziehen – wie ein Mensch, der an einer Dachrinne hängt. Aber auch, nachdem der Hummer im Wasser untergangen ist, ja, selbst bei geschlossenem Deckel hört man, wie er sich dagegen wehrt und aus seiner Not entkommen will. Dieses Kratzen der Scheren an der Topfwand, die Stöße an den Deckel, wenn der ganze Körper hin und her peitscht! Mit anderen Worten, der Hummer verhält sich nicht anders, als wir uns verhielten, würde man uns ins kochende Wasser werfen, nur schreien kann er nicht. Noch deutlicher ausgedrückt, müsste man sagen, der Hummer verhält sich so, als litte er entsetzliche Qualen. Manche Köche finden diesen Akt so unerträglich, dass sie aus der Küche flüchten und erst zurückkommen, wenn ihnen die Eieruhr sagt, dass es vorbei ist.
Nach der Lektüre „ Am Beispiel eines Hummers“ von David Foster Wallace kommen Zweifel auf. Einen Lobster werde ich sicher nie essen, aber Krabben, die Miniaturausgabe dieser Krebstiere, werde ich diese bei einem Nordsee-Besuch noch genießen können?
Im Auftrag des Magazins „Gourmet“ fährt Wallace 2004 nach Maine, um von einem Mega-Lobster-Festival zu berichten. Über fünfzigtausend ( 50.000!!!) Hummer werden dort zubereitet und gegessen. Wallace fragt sich, was im Inneren eines Hummers vorgeht, wenn der gesotten wird. Und er fragt sich, wie sich das Interesse des Menschen an gekochtem Hummer und dem berechtigten Wunsch des Hummers, am Leben zu bleiben, zueinander verhalten.
Also dann, an alle Lobster-Fans: Guten Appetit!
Textauszug:
Der weltgrößte Hummerkessel am Nordeingang ist nicht umsonst eine der Attraktionen auf dem Festgelände. Aber man stelle sich nur vor, auf einem „Nebraska Beef Festival“ kämen riesengroße Tiertransporter angefahren und kippten ihre lebende Ladung direkt auf die weltgrößte Freiluft-Schlachtbühne.
Undenkbar.
Ihren Höhepunkt erreicht die Intimität des Vorgangs natürlich zu Hause in der eigenen Küche, dort, wo mit Abstand die meisten Hummer zubereitet und gegessen werden. ( „Zubereitet“ ist natürlich eine Beschönigung, denn in Wahrheit bedeutet diese Zubereitung den Tod des Hummers.) Der Hergang dürfte im Wesentlichen immer derselbe sein: Man kommt vom Supermarkt nach Hause und trifft seine Vorbereitungen, setzt also das Wasser auf und was sonst noch zu tun ist. Dann holt man den Hummer aus der Tüte oder aus welcher praktischen Endkundenverpackung auch immer ... Doch genau in diesem Moment geschieht es, das Grauenhafte. Egal wie benommen der Hummer von seiner langen Reise sein mag, bei Kontakt mit dem kochenden Wasser erwacht er jedenfalls – alamierend! - zum Leben. Will man ihn aus der Verpackung direkt in den Topf schütten, kriegt man ihn häufig gar nicht heraus, so heftig klammert er sich daran fest. Auch versucht er mitunter, sich am Rand des Topfs aus der Gefahr zu ziehen – wie ein Mensch, der an einer Dachrinne hängt. Aber auch, nachdem der Hummer im Wasser untergangen ist, ja, selbst bei geschlossenem Deckel hört man, wie er sich dagegen wehrt und aus seiner Not entkommen will. Dieses Kratzen der Scheren an der Topfwand, die Stöße an den Deckel, wenn der ganze Körper hin und her peitscht! Mit anderen Worten, der Hummer verhält sich nicht anders, als wir uns verhielten, würde man uns ins kochende Wasser werfen, nur schreien kann er nicht. Noch deutlicher ausgedrückt, müsste man sagen, der Hummer verhält sich so, als litte er entsetzliche Qualen. Manche Köche finden diesen Akt so unerträglich, dass sie aus der Küche flüchten und erst zurückkommen, wenn ihnen die Eieruhr sagt, dass es vorbei ist.
lou-salome - 30. Sep, 22:48