User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Das letzte Geheimnis
Das letzte Geheimnis von Hans Zengeler In einer bildhaften...
lou-salome - 14. Okt, 16:20
Die Illusion vom Fliegen
„Die lange Liebe ist deshalb möglich – auch wenn sie...
lou-salome - 14. Mai, 15:53
Wolkenzüge und Raketenschirm
Die Trilogie „Wolkenzüge“ ist mit dem „Raketenschirm“...
lou-salome - 8. Apr, 21:45
Kein Aprilscherz
Ab dem 1. April 2ooodreizehn werde ich, lou salome...
lou-salome - 31. Mär, 08:29
unen enkh, tündük, aitmatov...
"Und dieses Buch, es ist mein Körper, Und dieses Wort,...
lou-salome - 27. Mär, 22:51

LLLL

LLLL = Lange Lange Lese Liste


Martin von Arndt
Tage der Nemesis


Martin von Arndt
Oktoberplatz



Immo Sennewald
Raketenschirm


Hans Zengeler
Das letzte Geheimnis


Jost Renner
LiebesEnden


Peter Handke, Lojze Wieser, Frederick Baker
Die Sprachenauseinanderdriftung


Joachim Zelter
untertan


Joachim Zelter
Der Ministerpräsident


Alain Claude Sulzer
Aus den Fugen


Milena Michiko Flašar
Ich nannte ihn Krawatte


Miklós Radnóti
Gewaltmarsch


Michael Moshe Checinski
Die Uhr meines Vaters


Steve Sem-Sandberg
Die Elenden von Łódź

28
Aug
2012

Fax und ein türkischer Gewürzladen

Der Zusammenhang zwischen einem türkischen Gewürzladen und einem Fax

Vor ca. drei Wochen rief mich die türkische Freundin meiner Tochter an. Ganz aufgelöst. „Frau Bürkle,“ schnaufte sie etwas, „Frau Bürkle, haben Sie ein Faxgerät daheim?“
„Nein,“ antwortete ich, „ haben wir wohl, aber nicht angeschlossen. Aber in der Praxis, da gäbe es ein Gerät. Warum?“
Sie erklärte mir am Telefon, ihre Eltern mit zwei kleineren Schwestern und einer Nichte würden an der türkischen Grenze festsitzen und nicht durch den Zoll kommen, weil sie ihre Fahrzeugpapiere daheim vergessen hätten. Der Wagen wurde vor der langen Fahrt reisetauglich gemacht und der Fahrzeugschein blieb liegen. Die Eltern hätten keine Chance den Zoll zu passieren, wenn nicht die gültigen Papiere vorliegen würden. Ob wir die faxen könnten. Die Nummer vom Faxgerät des Zollbüros habe sie im Handy gespeichert. Es wären derzeit über 40°Celsius, das Land befände sich wie in einem Bratenschlauch. Und den Wagen könne man nicht verlassen, es würde gestohlen werden, wie bei den Raben … wäre man erst in der Türkei, die Parkplätze dort seien sicher und beaufsichtigt, da könne man dann wenigstens den Wagen verlassen, um in den Raststätten etwas zu trinken. Aber so …

„Ich bin in fünf Minuten bei Dir, Melek, warte an der Haustür!“

Ein paar Minuten später stieg sie erleichtert ein und erzählte mir, dass ihr eine Freundin, von der sie wusste, dort in der Wohnung, stehe ein Fax, Hilfe verweigert hätte. Und die Post habe ja jetzt um halb sechs zu.
Während der Autofahrt unterhielten wir uns unter anderem über die derzeitige Gartenernte, über Zucchini, Gurken und Bohnen und auch über Auberginen. Ich erzählte ihr von einem persischem Gericht, bestehend aus Auberginen, Zwiebeln und Rührei und als Gewürz, ganz wichtig, Safran. Da dieses aber in Deutschland so teuer sei, nehme ich dafür immer Kurkuma.
Ja, meinte sie, Safran sei in der Türkei sehr billig, sie könne sich gar nicht vorstellen, dass es hier so teuer sei.

Mittlerweile waren wir an der Praxis angekommen. Wegen Urlaub waren die Räume verschlossen und dunkel. Ich machte Licht, mein Weg und Blick zielte auf die Ecke, in der das Gerät, normalerweise, steht. Aber … gähnende Leere. Da fiel mir ein, dass wir wegen Wartungsarbeiten die EDV-Anlage einschließlich Faxgerät weggegeben hatten.
„Oh manno,“ stöhnte ich flaspig, „oh menno, das habe ich ja total vergessen! Was machen wir jetzt?“ Mittlerweile war es achtzehn Uhr.
„Vielleicht Mediamarkt?“ überlegte Melek.
„ Ja, das ist,“ erwiderte ich erfreut. „Wenn nicht da, wo sollte sonst ein Faxgerät sein!“

Wir stiegen wieder ins Auto und fuhren an den Stadtrand zum Mediamarkt. An der Infotheke erklärte ich dem Mitarbeiter worum es ginge und bat ihm um das Versenden des Fahrzeugsscheines.
„ Privates darf ich nicht faxen!“ Unfreundlich schnodderte der Mitarbeiter uns an. Ich ließ nicht locker. Das dürfe doch nicht wahr sein, er könne das doch kulanter Weise machen. Er habe doch gerade mitbekommen, dass dort an der Grenze, bei der Hitze, fünf Personen im Wagen festsitzen und nicht weiterfahren könnten.
„Ist mir wurscht. Ich darf private Dinge nicht faxen.“
Schluss. Aus.
Der machte doch tatsächlich seine Schotten runter!

Ich schnappte nur nach Luft und Melek zog mich am Ärmel zum Ausgang. Was nun?
Der Polizeiposten! Ja, der fiel mir plötzlich ein. Der war nur zwei Straßen weiter. Wenn nicht die Truppe dort faxen wird und darf … dann!

Wir parkten vor dem Polizeigebäude. Stiefelten hinein, Treppe hinauf und standen in einem sterilen Büro, durch eine schwere Glasscheibe von den Beamten getrennt.
„Ja, bitte, was kann ich für sie tun?“ Der Diensthabende schaute etwas desinteressiert auf uns zwei so unterschiedlichen Leutchen.

Ich erzählte ihm, warum und wieso wir hier wären.
„Ja, dann schieben sie mir mal die Papiere und Nummer des Grenzbüros hier durch. Schauen wir mal, ob es klappen wird.“

Drei Minuten später hatten wir den Fahrzeugschein und die Benachrichtigung, dass das Fax am türkischen Grenzposten angekommen sei.

„Jehepp,“ rief Melek glücklich.

Eine Woche später ist sie ihren Eltern nachgeflogen, um mit der Familie dort ihren dreiwöchigen Jahresurlaub zu verbringen. Die Papiere hat sie natürlich mitgenommen.

Und ich, ich liege gerade im Garten und genieße meinen „freien“ Tag, da höre ich das Telefon. Laufe an den Apparat, erblicke auf dem Display eine mir fremde Handynummer, hebe ab.

„Hallo! Hallo, Frau Bürkle! Hier ist Melek!“

„Ja, Melek,“ rufe ich erstaunt und freudig ins Telefon,“ bist Du schon wieder zurück?“

„Nein! Nein, ich stehe hier in der Türkei in einem Gewürzladen und kann meinem Vater nicht mehr sagen, wie das Gewürz hieß. Das für die Auberginen. Und? Wie ist nochmal der Name? Ich will Ihnen einen Beutel mit nach Deutschland bringen.“

Und soll ich dazu mal was sagen? Ich bin unheimlich gerührt und irgendwie ein wenig glücklich.

jb
geradeeben 2ooozwölf
logo

lou salome

"Vielleicht war vor den Lippen schon das Flüstern da und ohne Bäume tanzte schon das Laub."Ossip Emiljewitsch Mandelstam

Suche

 

Status

Online seit 5370 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 26. Mai, 22:16

Credits

Rechtliches

Hier gilt das Urheberrecht! Ich trage ausschließlich nur für meine Beiträge und Bilder und nicht für die Inhalte verlinkter Seiten Verantwortung.

BuchBeSprechUngen
Eigentext und Ton
Eigentexte
Fremd-und Eigentexte
Fremdtexte
Gedichte
haikuversuchsküche
lou's Lyrik
Mensch-liches
Rezensionen
satura lanx
Skizzen
Text und Ton
Ton
Zengeler-Rezensionen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren