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Die Elenden von Łódź

Eigentexte

28
Jun
2010

Phraseologismus


jbs

reden ist silber
morgenstund hat gold im mund
zur säule erstarrt
jbs

27
Jun
2010

D - England :)

Monsieur Garcin rechnet und rechnet.
Heute:
4:1!

garcin1
Quelle: http://www.designboom.com/weblog/keyword/gilbert-garcin.html

26
Jun
2010

Zeitstillstand in Schwarzen Löchern

Stephen Hawkings

Schwarze Löcher sind Orte, wo Raum und Zeit enden und die Materie ihre Existenz verliert.
Wenn wir verstehen könnten, warum die Zeit in Schwarzen Löchern zum Stillstand kommt, würde es uns helfen zu verstehen, wie die Zeit beim Urknall entstand.

aus: http://www.youtube.com/watch?v=Gq_j89jpsTo


Landkarte der Zeit



Zeit gespart?

aus:
'Und immer wieder die Zeit'
von Alan Lightman


In dieser Welt gibt es zwei Zeiten. Die mechanische Zeit und die Körperzeit. ( ... )


Es geht sicher vielen so, ständig der Blick auf die Uhr:

auf die Armbanduhr,
die Eßzimmeruhr
die Bürouhr
die Bahnhofsuhr
die Kirchturmuhr
die Uhr auf dem Desktop
die Uhr am Küchenherd
die Uhr im Auto
die Uhr auf dem Handy
und und und ...



Alles muss schnell gehen, 'Zeit ist Geld':

Hochgeschwindigkeitszüge,
immer schnellere Autos,
immer schnellere Suchmaschinen (Philosophie von Google:
http://www.google.de/corporate/tenthings.html )
immer schnellere CPUs
verkürzte Kindheit
verkürzte Schulzeit
verkürzte Mahlzeiten
schnelleres Redemuster
und ...


Was für ein rasantes Leben.
Und obwohl bei dem technischen Fortschritt sehr viel Zeit eingespart wird, meine Freunde und Bekannte höre ich so gut wie nie sagen: Ich habe keinen Stress und ich fühle mich so richtig entspannt.

Dabei steht Rationalität einem täglich zur Seite:

rationelles lesen
rationelles telephonieren
rationelle Gesprächsführung
rationelles korrespondieren
rationelles einkaufen
rationelles arbeiten
.
.
.

Im ersten Roman von Alan Lightman „ Und immer wieder die Zeit“ versetzt er sich in die innere Welt des jungen Physikers Einstein, der damals im Berner Patentamt beschäftigt war und gleichzeitig seine Relativitäts-Theorie entwarf. Die Figur 'Einstein' erdenkt sich immer wieder neue Zeitwelten, datiert nach den Tagen des April 1905. Am 24. April denkt sich 'Einstein' eine Welt, in der zwei Welten nebeneinander existieren: die „Körperzeit“ und die „mechanische“ Zeit.

http://www.amazon.de/Eine-Landkarte-Zeit-Kulturen-umgehen/dp/3492229786


Nachtrag am 27.06.2010

Deutschland auf Standby

http://www.tk-online.de/tk/pressemitteilungen/archiv-2009/gesundheit-und-service/164302

Die vielen Stressgesichter

http://www.tk-online.de/centaurus/servlet/contentblob/164766/Datei/3193/TK_Pressemappe.pdf

25
Jun
2010

le cadavre exquis

Eine im Surrealismus entwickelte spielerische Methode, dem Zufall bei der Entstehung von Bildern Raum zu geben.

eine überaschende botschaft
eine spielerische Methode
entstehung aus zufall
bilder bekommen raum
kritisches denken ausschalten
freie bahn der metaphorischen
fähigkeit des geistes
kollektive collage
heute:
vorstellung le cadavre exquis
l'homme noir
jbs


Quelle: http://jardinons.files.wordpress.com/2008/03/gma-3946.jpg

23
Jun
2010

Jeeheep

1:0
und weiter geht’s.

Habe mal auf einer Postkarte einen schlauen Spruch gelesen:

Fußball ist wie eine Frikadelle,
man weiß nie, was drin ist.


Ach nee...

21
Jun
2010

Büchernepp

Der schiefe Turm der Bücher

Dresden-AVG-60-2010-6-258
jbs

Gleich um die Ecke gab es ein Antiquariat mit herrlich gefüllten Bücherregalen. Leider hatte ich nur ca. vier Minuten Zeit, um mich zu entscheiden – entweder den Blick nur wehmütig über die Werke huschen zu lassen und das dabei zu belassen oder „blind“ ins Volle zu greifen und ein Werk herauszuziehen, zahlen und gehen.
Und – für was habe ich mich entschieden?
Klar, für ins Volle greifen.
Und – was bzw. wen habe ich herausgezogen?
Ins Schwarze getroffen: E.T.A. Hoffmann und seine Novelle „Meister Martin der Küfner und seine Gesellen“, Verlag der Nation, Berlin, 2. Auflage 1980.
Auf der Heimfahrt mit Genuss das Büchlein gelesen, welches ja schon ein „wenig sehr“ teuer war, sieben Euro. Ein „wenig sehr mehr“ Büchernepp, aber ich kann so schwer an dieser besonderen Art von Papier vorbeigehen; davon profitiert der Kaufmann. Sei ihm in diesem Fall gegönnt.
Und wie fängt die Novelle an? Ich finde sehr passend zu dem Dresdenaufenthalt, der mir aussergewöhnlich gut gefallen hat!!!, besonders der Dialekt, der ist äusserst sympatisch. Beim Klang der Aussprache glaube ich sofort, dass die Sachsen ein gemütliches Volk waren und es noch sind.

Hier der Anfang von „Meister Martin der Küfner...“, :
„ Wohl mag dir auch, geliebter Leser, das Herz aufgehen in ahnungsvoller Wehmut, wenn du über eine Stätte wandelst, wo die herrlichen Denkmäler altdeutscher Kunst wie beredte Zeugen den Glanz, den frommen Fleiß, die Wahrhaftigkeit einer schönen vergangenen Zeit verkünden. Ist es nicht so, als trätest du in ein verlassenes Haus?“

... online ist der Text dort nachzulesen:
http://www.projekt.gutenberg.de/?id=5&xid=598&kapitel=1#gb_found

Ich habe Dresden nur "japanisch" kennengelernt. Das geht natürlich nicht, bei solch einer eindrucksvollen Stadt-und Landesgeschichte.
Bin gespannt, wann ich wieder nach Sachsen komme.

17
Jun
2010

Relax

Koffer-packen
Quelle:Internet

Ernüchterung beim Packen?
Streß bei der Auswahl, was nimmt man bzw. frau für drei Tage Dresden mit? Nachdem ich mich endlich entscheiden konnte, lieber mit der Bahn zu fahren, da ging das mit dem Koffer packen plötzlich ganz schnell.

koffer-packen-2
Quelle: Internet

Nur, ich welchem Koffer habe ich die Zahnbürste verstaut?

13
Jun
2010

Ein Mops

Ein Mops kam in ...

Budapest-10-09-067
jbs

Beim Anblick dieser kleinen Kreatur schossen mir Tränen in die Augen.
Warum? Wer kennt nicht:

Ein Mops kam in die Küche
und stahl dem Koch ein Ei,
da nahm der Koch den Löffel
und schlug den Mops zu Brei.
Da kamen viele Möpse
und gruben ihm ein Grab,
Und setzten drauf n'en Grabstein
auf dem geschrieben stand: ...

Also, kein Wunder nun, warum ich beim Betrachten durch die Linse dieses Möpschen verschwommen gesehen habe ...
smiley

10
Jun
2010

Der Troglodyt

( insbesondere @phorkyas )

Troglodyten diskutieren nicht

Wieder ein Schlag. Und noch einer. Und noch einer. Sie wundert sich, wie lange die Tür dem häufigem Schlagen standhält. Dann ein Brüllen.
Wer hat im Klo das Papier zum x-ten Mal nicht aufgefüllt, wer hat die Handtücher nicht richtig hingehängt, warum ist der Magnet nicht in der Seife, wo er doch hingehört! Siiiilke!
Silke achtet nicht auf sein Geschrei, geht in die Küche. Nimmt eine fast leere Tüte aus dem Mülleimer, zieht die Schranktür behutsam wieder zu. Da sie nicht mehr richtig schließt, drängt sich ihr eine Geruchsmischung von Putzmitteln und offenen Alkoholflaschen durch den Spalt entgegen.
Mit gerümpfter Nase wandert ihr Blick über den Küchentisch.
Ja, Kaffeetasse, Zucker, Milch, eine Flasche Bourbon, alles an seinem Platz.
Sie sieht nicht, wie der Kaffeelöffel im Sonnenlicht blinkt und ein Strahl verspielt auf das Gedeck fällt.
Sie hört auch nicht, wie das heiße Wasser durch die Schläuche der Kaffeemaschine gluckert.
Jetzt bringe ich den Müll weg und werde erst in einer Stunde wiederkommen. Dann hat er hoffentlich seinen Kaffee und seinen Whisky getrunken und - schläft. Seit Beginn seiner Trinkerei vor, ach was weiß ich noch, vor wieviel Jahren, ist es nicht mehr mit ihm auszuhalten.
Lautlos schleicht sich Silke zur Haustür. Das Hämmern seiner Fäuste gegen die Kacheln, sein Gebrüll nach Papier erfüllt ihre Ohren.
Ach, du kannst mich, denkt sich Silke und hat im gleichen Moment Angst, er könne ihre Gedanken gehört haben.

Am Eingang hängen ihre Hochzeitsphotos. Darunter ein Datum: 1. April 2000.
Ist aber kein Aprilscherz? fragten die Trauzeugen damals belustigt.
Micha steht breitbeinig auf einem Photo, mit seinen einmeterneunzig überragt er Silke deutlich. Seine Arme gleichen Schraubstöcke, sie halten Silke fest umschlungen. Er ähnelt eher einem gut durchtrainiertem Spitzensportler als einem Abteilungsleiter einer Autofirma.
Silke ist zierlich. Ihre kleine spitze Nase mit Sommersprossen fällt dem Betrachter besonders auf. Sie zeigt keck in die Richtung des Fotografen. Ein Nasenpiercing reflektiert das Blitzlicht. Glücklich und stolz schaut sie in den Sucher der Kamera. Hat sie doch in ihrem Betrieb den Traummann gefunden.

Sie öffnet die Wohnungstür. Ein kalter Lufthauch aus dem Treppenhaus streift ihre Beine. Hinter sich hört sie die WC-Tür zuschlagen.
Silke, brüllt es wieder. Wo gehst du hin? Es fehlt Papier. Verdammt, es ist in diesem Haushalt mit dir nicht auszuhalten. Papiiiieeer heeeer!
Mit der Faust schlägt er wieder gegen die Wände, sein Fuß boxt gegen die Küchentür, gegen den Kühlschrank.
Plötzlich wird es ruhig. Silke hält den Atem an. Bestimmt hat er den gedeckten Tisch
gesehen. Leise, ganz leise zieht sie die Tür hinter sich zu.
Ihre linke Hand gleitet über den weichen Holzlauf des Treppengeländers, die Rechte
hält den Müll. Sie achtet nicht auf die Stufen, sie kennt jeden Absatz. Lautlos tastet sie sich die Stockwerke abwärts, vorbei an den Wohnungen der Nachbarn.

Wie kann er sich nur wieder über solche Nichtigkeiten aufregen. Es ist typisch für ihn geworden, bloß keine Diskussionen. Ich bin ihm zuviel, alles ist ihm zuviel. Seine Argumente: Schläge. Und seine Hände waren einmal so zärtlich.

Bekannte Geräusche der Mitbewohner im Haus begleiten sie Richtung Erdgeschoss.
Salvatore Beniashvilli kocht gerade. Dabei pfeift er, wie immer. Und der Duft von leckerem gebratenem Gemüse und Knoblauch sucht sich einen Weg durch jeden Spalt und jede Ritze ins Treppenhaus.
Carmen von nebenan bringt ihr Kind gerade zu Bett. Es schreit und will anscheinend nicht schlafen, denn sie schreit zurück, Ruhe jetzt! Schlaf endlich!
Und - das Kind ist tatsächlich ruhig. Danach kehrt Stille im ganzen Haus ein.

Ihr Sturz ist kurz.
Schmerzhaft.
Die Mülltüte platzt auf, der Abfall verteilt sich im Treppenhaus. Eine leere
Konservendose poltert hektisch Stufe für Stufe weiter, der Lärm verhallt im Keller. Silke hat vor Schreck die Luft angehalten.
Wie in einem Film, öffnen sich sofort die Wohnungstüren. Carmen's besorgtes Gesicht schaut vorwurfsvoll aus dem Türschlitz heraus, der Kleine könnte doch vom Krach wieder wach werden.
Salvatore Beniashvilli's Miene wirft ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, das Essen wird noch anbrennen, aber bei dem Krach, muss man ja nachschauen.
Und dann, Silke schaut nach oben, sieht sie ihn, wie er sich über das Treppengeländer beugt und erneut brüllt:
Was ist das für ein Scheiß Lärm? Hat man noch nicht mal Mittags seine Ruhe? Silke, wo steckst du?
Hier unten.
Wo unten?
Im Treppenhaus.
Sieh zu, dass du hoch kommst. Und das du mir den stinkenden Scheißmüll wegräumst. Hörst du! Ich will keine Beschwerden von den Nachbarn hören.
Jaha.
Was hast du geflüstert? Sag's laut! Jeder soll's verstehen!
Ja, ich räume auf und komme dann.
Also, geht doch!
Silke zieht sich am Treppengeländer langsam hoch, niemand hilft ihr. Ihr linker Knöchel schmerzt, sie spürt schon die Schwellung im Schuh.
Die Nachbarn schließen die Türen, nachdem sie mitbekommen haben, wer den Krach
verursacht hat.
Langsam humpelt sie zum Müllcontainer vor dem Haus.
Auf der anderen Straßenseite ihres Gebäudes beobachtet sie dabei einen lustigen Haufen bunter Gestalten. Mit Schellen an den Füßen und schlagenden Tambourins in den Händen machen sie auf sich aufmerksam. An jedem Briefkasten bleiben sie stehen und werfen Flyer hinein.
Ein junger Mann, der wie ein Höhlenbewohner verkleidet ist, drückt ihr lachend ein Flugblatt in die Hand.
Große Buchstaben darauf werben für:

Troglodyten diskutieren nicht.
Es spielt: Das Theater an der Mauer. Heute, am 7.7.2007 Premiere – 7 Uhr abends.
Eintritt 7 Euro.

Silke überlegt. Troglodyten? Was soll das sein? Egal, es ist die Chance, für zwei, drei Stunden aus der Wohnung zu kommen.
Sie knüllt das Papier in ihre Jeanstasche und humpelt mit Schmerzen ins Haus zurück.

Micha wartet schon in der Wohnungstür auf sie. Er packt ihren Oberarm, zieht sie in den Flur.
Seine Hand holt aus und er versetzt ihr eine schallende Ohrfeige. Silke taumelt zurück, spürt, wie eine warme klebrige Flüssigkeit von ihrer Nase über die Lippen rinnt. Und bevor ihr Rücken die Tapete berührt, zieht er sie an ihren Zöpfen zurück. Sein Gesicht ist verzerrt vor Wut und sie weiß, was jetzt kommt. Es ist nicht das erste Mal. Er stösst sie vor sich her ins Schlafzimmer. Er nimmt sich nicht die Zeit, ihr zuzuhören. Ihren geschwollenen Knöchel beachtet er überhaupt nicht, obwohl Silke ständig wegknickt und versucht, ihm die Lage zu erklären. Er wirft sie auf das Bett, drückt sie in die Kissen, seine linke Hand schnürt ihr den Kehlkopf zu. Aus weiter Ferne hört sie seine Warnung:
Kein Laut, kein Wort von dir, sonst!
Er hebt die rechte Hand, die jetzt zur Faust geballt ist. Silke schließt entsetzt die Augen und spürt schon den Schlag gegen ihre Stirn. Doch irgendetwas lässt ihn sein Vorhaben nicht ausführen. Vielleicht sind es die Schellen- und Tambourinklänge, die erneut vor ihrem Haus auf sich aufmerksam machen.
Micha stößt sich keuchend vom Bettrand weg. Sein Blick ist unkontrolliert, rasend vor Zorn. Abrupt geht er zur Tür und schließt sie ein.

Silke weint nicht, schon lange nicht mehr.
In ihrer Hosentasche sucht sie nach einem Taschentuch, um das Blut der Nase abzutrocknen und findet dabei den Theaterflyer, den sie vorher auf der Straße weggesteckt hatte.
Troglodyten diskutieren nicht!
Das Theater!
Es ist noch Zeit bis neunzehn Uhr. Micha wird jetzt sicher wieder den Whiskey aus dem Schrank holen und sich volllaufen lassen, wie jedes Mal nach seinen wilden
Ausbrüchen.
Und wenn sie Glück hat, dann wird er endlich schlafen.
Wenn nicht, wird er zu ihr zurückkommen und sein Vorhaben beenden.

Silke steht langsam auf. Im Spiegel betrachtet sie ihr Gesicht. Ihr Nasenpiercing hängt nur noch an einem kleinen Stückchen Fleisch und die Wunde hört nicht auf zu bluten. So gut es geht, entfernt sie den Ring und drückt mit dem Taschentuch die Verletzung zu. Dann geht sie zum Fenster.
In der unteren Naht der Gardine fingert sie nach einem harten Stück Metall. Eine kleine Bewegung und schon hält sie einen Schlüssel in der Hand. Nun heißt es warten.

Micha torkelt zum Küchentisch, rauft sich die Haare und greift nach der Flasche. Scharf schneidet sich die Flüssigkeit einen Weg in seinen Magen. Er brennt innerlich.
Teufelszeug, denkt sich Micha. Aber es geht nicht ohne. Diese Abhängigkeiten von Silke, ihrem Geld, ihrer Arbeit, ihren Freunden, nur mit diesem Zeugs auszuhalten. Ich könnte auf alles einschlagen, geht aber nicht.
Er schlägt trotzdem erneut zu, diesmal auf den Tisch.

Nach einiger Zeit hört Silke bekannte Geräusche. Lautes Schnarchen durchbricht die Ruhe ihres Gefängnisses. Sie schließt von innen die Schlafzimmertür behutsam auf, greift nach ihrer Handtasche und ihrem Mantel. An der Tür dreht sie sich nocheinmal um und - erschrickt zu Tode. Micha steht breitbeinig in der Küchentür, in seinen Händen hält er eine ihr bekannte Schnur.
Wo willst du hin? Micha kann sich kaum auf den Füßen halten, aber sein Ton klingt gefährlich, roh.
Die Schmerzen im Knöchel und an der Nase ignoriend, flüchtet sie aus ihren eigenen vier Wänden. Sie zählt die Stufen nicht, sie kennt jeden Absatz. Diesmal schaut niemand aus den Wohnungstüren heraus. Micha, der zu betrunken ist, um ihr zu folgen, weiß genau, sie wird zurückkommen

Der Weg zum „Theater an der Mauer“ ist zum Glück nicht weit.
Ihr unruhiger Blick wandert ständig zur Uhr, die über der Expressomaschine hängt. Unter der Uhr steht in fetten Lettern: „Panta rhei“ (Alles fließt). Heraklit.
Heraklit? Bestimmt soll das Hera Lind heißen, wundert sich Silke. Und was soll fließen? Egal, nur noch dreißig Minuten bis zur Vorstellung.
Endlich kann sie im Theater Platz nehmen. Vor ihr kuschelt ein verliebtes Pärchen. Ihre heißen Lippen kleben aufeinander, lassen nur kurz voneinander los, um Luft zu holen. Dann suchen sich ihre Zungen sofort den Weg zurück.
Im Parkett ist es dunkel geworden. Die Bühnenbeleuchtung geht an.
Vier in Felle gekleidete Schauspieler erscheinen. Sie sehen aus wie Höhlenmenschen. Die erste Szene beginnt mit einem Streit. Sie grunzen, brüllen, stampfen auf den
Bretterboden, schlagen mit ihren Keulen gegen die Bühnenverkleidung. Kehlige Laute wiederholen ständig: tumba ba-umf, kusa gauma, ba-umf.
Hinter Silke flüstert jemand seinem Nebensitzer zu: Ist das Dada?
Nach fünfundvierzig Minuten ist Pause.
Silke atmet auf. Sie hatte sich etwas ganz anderes unter Troglodyten vorgestellt. Trockene Typen oder so ähnlich.
Im zweiten Akt kommt kein Höhlenmensch mehr zu Wort. Ihre Keulen fliegen hin
und her. Fünfundvierzig Minuten lang. Eine Holzkeule landet vor Silkes Füßen. Es ist
ein Chaos.
Als der Vorhang nach diesem Akt fällt, liegen sie erschlagen und blutend auf dem Bühnenboden.

Silke holt tief Luft durch ihre schmerzende Nase.
Dann greift sie entschlossen nach dem Holzprügel und humpelt hinter die Bühne. Lachende und trinkende Schauspieler prosten ihr zu.
Ist doch wirklich gelungen, oder? wollen sie von ihr wissen.
Alles echt Theater, erwidert sie.
Nur bei mir zu Hause, da nicht, denkt sie sich.

Grübelnd macht sie sich auf den Heimweg. Je näher sie ihrem Haus kommt, werden ihre Schritte langamer, immer langsamer und auf der anderen Straßenseite ihres Hauses bleibt sie stehen. Hier hatte ihr vor Stunden der bunte lachende Schauspieler den Flyer in die Hand gedrückt: Troglodyten diskutieren nicht.

Silke bückt sich. Sie hebt ein zerknittertes Theaterblatt auf, das liegengeblieben war. Neugierig betrachtet sie auf der Rückseite das Theaterlogo. Alles fließt – Heraklit. Sie versteht immer noch nicht, was Heraklit damit gemeint haben mag, aber sie fasst einen Entschluß.

Anfangs spürt sie den stechenden Schmerz im Knöchel noch, als sie ihren Gang beschleunigt.
Dann ist sie hinter der nächsten Häuserecke verschwunden.
jbs 2010

9
Jun
2010

Sage des Midas

oder „Reisewünsche“

Budapest-10-09-163
jbs

Haiku 45

sterne überall
leuchten bis sie verglühen
gleich midas goldwunsch
jbs

Sage des Midas
Der sagenhafte Midas soll ein König von Phrygien gewesen sein. Gier und Dummheit waren anscheindend seine Attribute.
Nachdem er einen Wunsch bei Dionysos frei hatte, wünschte er sich, dass alles, was er berühre, zu Gold würde. Der Wunsch wurde ihm erfüllt und da auch sein Essen und Trinken zu Gold wurde, stand er kurz vor dem Tod. Er bat Dionysos, den Wunsch zurückzunehmen und dieser empfahl ihm, im Fluss Paktol zu baden. Der Paktol übernahm die Gabe, und wurde so zum goldreichsten Fluß Kleinasiens.

Hölderlin baute den goldenen Paktol in sein Gedicht: „Der Neckar“ ein.

...
Noch dünkt die Welt mir schön, und das Aug entflieht
Verlangend nach den Reizen der Erde mir,
Zum goldenen Paktol, zu Smyrnas
Ufer, zu Ilions Wald.
...


Wise Guys - Mad World
http://www.youtube.com/watch?v=6GVPX6uB570&feature=related
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lou salome

"Vielleicht war vor den Lippen schon das Flüstern da und ohne Bäume tanzte schon das Laub."Ossip Emiljewitsch Mandelstam

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