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LLLL

LLLL = Lange Lange Lese Liste


Martin von Arndt
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Martin von Arndt
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Das letzte Geheimnis


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Joachim Zelter
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Ich nannte ihn Krawatte


Miklós Radnóti
Gewaltmarsch


Michael Moshe Checinski
Die Uhr meines Vaters


Steve Sem-Sandberg
Die Elenden von Łódź

4
Okt
2011

Paradoxien

Paradoxien

Wenn ich denke,
dass ich nicht mehr an dich denke,
denke ich immer noch an dich.
So will ich denn versuchen,
nicht zu denken,
dass ich nicht mehr an dich denke.


Zen-Ausspruch


"Intro Mine"

http://www.youtube.com/watch?v=i_VF35Wa2iA&feature=related

30
Sep
2011

unter geschlagener haube

unter geschlagener haube

savoir-vivre schäumt
unter
geschlagener haube
ein heißer
schuß!

milchbart
süßer

es
züngelt
leckt
und
schmatzt

der pharisäer

kommt er
und wann
und wie

summt er
dann
ein lied


jbs 2oooelf

24
Sep
2011

stalagnaten unter sich

stalagnaten unter sich

bizarre schatten
greifen
um
schlingen
ewige posen

bizarre orgelpfeifen
wachsen
tröpfelnd
zum
mythischen gesang

bizarre magier
schnitzen
aus sinter
baldachine

reich mir deine hand
in
unterirdischen
fürstengrüften


jbs 2011

Maskerade

Maskerade
jbs 2008

Plötzlich geht das Deckenlicht an. Sie wird wach, blinzelt auf die Armbanduhr.
4:30 Uhr.
Durch halb geöffnete Augen schaut sie zum Abteilfenster hinaus, sieht ihr Spiegelbild, schemenhaft. Draußen fliegt die Landschaft in rabenschwarzer Nacht vorbei. Nur ab und zu leuchtet ein einsames Licht auf, vielleicht von einem Gehöft oder einem Bahnwärterhäuschen. Sterne stehen zitternd am Himmel und das regelmäßige Rauschen des Zuges lässt sie wieder einschlafen.

„ Ist hier noch ein Platz frei?“
Julia fährt erschrocken aus dem Sitz hoch, verschlafen erwidert sie, das man das doch sehen würde. Ohne ihr Gegenüber weiter zu beachten, sinkt sie in ihre warme Mulde zurück.
„ Julia?!“
Diese Tonlage. Bekannt, vertraut.
Julia lässt ihre Augen geschlossen.
Ich träume. Es ist nur ein Traum, denkt sie.
„Julia!“
Langsam bilden ihre Lippen einen Namen.
„ Akbar?!“
„ Ja, ja! Wenn das kein Zufall ist!“
Julia lacht, unsicher.
Akbar nimmt ihre Hände in seine, setzt sich ihr gegenüber.
„ Zwölf Jahre, Julia! Zwölf Jahre! So lange haben wir nichts voneinander gehört. Uns nie wieder gesehen. Was hast du in dieser Zeit gemacht? Hast du geheiratet? Hast du Kinder, eine Arbeit?“
„ Mach langsam Akbar. Eins nach dem anderen. Ich habe keinen Mann, keine Kinder. Aber Arbeit.“
„ Wie? Du hast keinen Mann?“
„ Hatte keine Zeit einen kennen zu lernen. Zu viel zu tun, weißt du, von morgens bis spät abends. Gibt immer massig viel in meiner Buchhandlung zu arbeiten.“
„ Eine Buchhandlung! Glückwunsch! Dann hast du es geschafft und dich selbstständig gemacht. Julia! Ich freue mich für dich!“
Seine Finger ziehen langsam in ihren Handflächen die Lebenslinien nach. Er sieht nicht, wie Julia rot wird.
„ Und jetzt? Wohin fährst du? Nach Kiel? Nach Hause?“
„ Ja, ich muss mal raus. Auf andere Gedanken kommen. Ans Meer. Und du Akbar, was machst du im Zug nach Hamburg? Hast du denn wenigstens geheiratet? Und was ist aus deinem Studium geworden? Bist du damit fertig? Und weißt du, das du immer noch so gut aussiehst wie damals!“

Betörend klingt ihre Stimme in seinen Ohren. Patchouli kitzelt seine Nase. Er mag sie immer noch. Und wenn er sie jetzt fragen würde? Lieber nicht, sie würde bestimmt wieder gehen, so wie vor zwölf Jahren.

„Nun,“ zieht er seine Antwort in die Länge. „ Ich, ich habe mein Studium beendet. Bin jetzt Agrarler und arbeite seit einiger Zeit als wissenschaftlicher Berater.“
„ Fantastisch! Genau das, was du immer wolltest.“ Julias Müdigkeit ist weg. Ihre Finger ziehen nun seine Lebenslinien nach. Kein Ring stört sie dabei.

Warum hatte sie damals nur nicht den Mut einen Iraner zu heiraten? Er war doch ein sehr moderner Moslem.
Sie erinnert sich an den Sturz von Reza Pahlevi, Schah von Persien. Wie Chomeni und seine Mullahs neunzehnhundertneunundsiebzig die Regierungsgeschäfte übernahmen. Und diese furchtbar endlosen Diskussionen iranischer Studenten. Rückkehr in die Heimat oder Widerstand aus dem Ausland? Es machte ihr Angst. Würde Akbar zurückgehen und sie müsse dann mit? Den Tschador wie eine Larve tragen und die fremde Sprache nicht verstehen? Unvorstellbar! Ihr modernes Leben in Europa, die Familie und die Freunde für ihn aufgeben? Das konnte sie nicht. Sie hatte Akbar aber überhaupt nicht gefragt, ob er in den Iran zurück wolle. Feige hatte sie ihn einfach verlassen.
Und jetzt ist alles zu spät, denkt sie. Nach so einer Demütigung würde er nie mit mir einen Neuanfang wagen. Außerdem ist er jetzt Akademiker, seine Welt ist eine völlig andere als meine jetzt.

„ Und? Ist dir die Richtige über den Weg gelaufen, Akbar?“
„ Schwierig, sehr schwierig. Die, die ich haben möchte ist schon verheiratet. Und die, die mich haben will, mag ich nicht.“
Wie soll ich ihr sagen, dass sie meine Traumfrau war, es gab nie Platz für eine andere. Sie wird es mir nicht glauben. Wird mich auslachen. Und sagen: So etwas gibt es nicht. Und dann jetzt ihre Selbstständigkeit, eigene Buchhandlung, da passt ein Mann wie ich nicht hinein.
„ Da sagst du ein wahres Wort. Entweder Karriere oder Partnerschaft.“

Akbar zieht eine Tüte Pistazien aus seinem Aktenkoffer. Langsam füllt er die linke Hand mit den salzigen Nüssen. Klappernd fallen ein paar auf den Boden. Julia bückt sich, versucht die Knabbereien zu retten. Sie bemerkt nicht, wie auch Akbar sich hinunter beugt, um ihr zu helfen. Gleichzeitig heben sie ihre Köpfe, sind auf Augenhöhe.
Orient trifft Okzident.
Wimpernschlaglänge.
Lippenrot.
Zu nah.
Und ...

Mit einem kräftigen Ruck hält der Zug. Hamburg Hauptbahnhof.
Endstation für Akbar.
Widerwillig stößt er sich aus dem Sitz, stolpert über ihre Beine. Julias Hände verhindern den Sturz.
Er müsse aussteigen, er kann nicht weiter fahren, der wissenschaftliche Auftrag, um 9:00 Uhr sei die erste Sitzung.
Er drückt Julia die Tüte Pistazien in den Schoß.
„Akbar!“ Wenn er jetzt etwas sagen würde, dann... .
... viel Glück! Und was für ein Glück, dich wiedergesehen zu haben! So unverhofft.“

Akbar zieht die Abteiltür auf, Julia begleitet ihn zum Ausstieg.
„ Alles Gute in Kiel! Und nur Sonne, keinen Regen. Und natürlich Wind!“
Den liebte sie, das hatte er nicht vergessen.
„ Ja, auch dir viel Glück. Und danke, viel Glück!“
Sie reicht ihm die Hand durch die Tür. Er hält sie fest umschlossen. Sie winken sich nicht zu. Augen vertonen ihre Gefühle, so lange es geht. Schrilles Pfeifen, mechanisches Stimmengewirr aus den Lautsprechern, die Schiebetür gleitet geräuschlos ins Schloss.

Auf dem beleuchteten Bahnsteig verschwindet Akbar in einem Panoptikum von Masken. Sie ziehen vorüber, Frauen mit grellen Strähnen, kugelige glänzende Köpfe ohne Haarwuchs, uniformierte Bahnpolizisten, von Hals bis Fuß tätowierte Männer, gepiercte und gespickte Jugendliche, Hüte, unter denen geliftete Gesichtsfassaden Schutz suchen.

Julia stößt sich vom kalten Glas der Tür ab. Ich hätte ihm sagen sollen, dass ich als Verkäuferin in einem Kaufhaus arbeite, jetzt allerdings in einer Buchabteilung. Hab gelogen. Und nach seiner Adresse habe ich ihn nicht gefragt.

Akbar zieht noch auf dem Bahnsteig sein Handy aus der Jackentasche. Die Telefonnummer, die er wählt, kennt er auswendig.
Voller Ungeduld schnarrt es durch den Hörer: „ Ja, endlich. Bist du schon in Hamburg? Wir warten auf dich, hier auf dem Hof ist die Hölle los. Wann kommst du in Heide an? Heute morgen noch?“

Ein Regionalzug fährt an Akbar vorbei, Richtung Lübeck.
Ich hätte ihr sagen sollen, dass ich jetzt landwirtschaftlicher Mitarbeiter bin. Ach! Es wäre Blödsinn gewesen, sie wäre ja doch wieder gegangen. Jetzt ist sie Unternehmerin, emanzipiert, eine Frau, die weiß, was sie will.

Julia geht traurig ins Abteil zurück, unter ihren Schuhen kracht eine Pistazienschale. Von ihrem Platz aus sieht sie die Sterne am Himmel verblassen. Sie lösen sich langsam im Morgengrauen auf.
Ein kleiner heller Spalt am Horizont verdrängt die rabenschwarze Nacht.


Anmerkung: 2oooacht ist obige kleine Erzählung entstanden und ich bitte um Großzügigkeit. Ich fühle mich immer wieder etwas unsicher, Eigentexte zu veröffentlichen, denn es gibt so viele wunderbare Erzählungen. Da ich es allerdings schade fände, meine gesamten Texte im Orcus meiner eigenen Dateien verschwinden zu lassen, fasse ich mir ein Herz und veröffentliche mal wieder eine kleine ...

Inspirationen gaben mir damals Paul Watzlawick und Friedemann Schulz von Thun. Im Rahmen einer Weiterbildung mussten wir "Kommunikationspsychologie für Führungskräfte" erarbeiten. Oh, da kommt mir wieder das Kommunikationsquadrat in den Sinn. Oder die innere Pluralität. Oder der Teufelskreis. Das Vier-Schnäbel und Vier-Ohren-Modell. Soooooviel Theorie. Lässt sich wunderbar lesen, aber in der Realität sieht alles wieder anders aus!

Zu den Sternen zwölf Monde:

http://www.youtube.com/watch?v=vI_CInaVezs

6
Sep
2011

ruska-aika

altweibersommer
oder
ruska-aika

auch
anansi wiegt sich
lautlos
im netz

tanzt verstohlen
auf
gewebten zauberfunken

er
umschlingt träumend
liebkosend
fliegende fäden

bis hinauf zu den fjälls
explodiert
üppigkeit
in
nachtloser zeit

jbs

27
Aug
2011

Abbas Khider Die Orangen des Präsidenten

Vorauseilende Gedanken zu Zengeler's "Konrads Geständnis" und "Die Orangen des Präsidenten" von Abbas Khider.
Ich bin heute erneut auf Zeilen von Stefan Zweig gestoßen, die das Thema Asyl aufgreifen. Vor Jahren hatte ich sein Buch: Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt gelesen". Auf Seite 76 findet sich folgender Abschnitt:

"Wo immer ein Staat oder ein System die Bekenntnisfreiheit gewaltsam unterdrückt, gibt es für diejenigen, die sich der Vergewaltigung ihres Gewissens nicht unterwerfen wollen, nur drei Wege: man kann den staatlichen Terror offen bekämpfen und zum Märtyrer werden; diesen allerkühnsten Weg des offenen Widerstands wählen Berquin ( Anm. von mir: Louis de Berquin * um 1485, gest. 1529, u.a. Jurist, Humanist; Étienne Dolet * 1509-1546, u.a. Schriftsteller, Dichter und Humanist), freilich ihre Auflehnung auf dem Scheiterhaufen büßend. Oder man kann, um die innere Freiheit und zugleich Leben zu wahren, sich scheinbar unterwerfen und seine eigentliche Meinung tarnen - dies die Technik des Erasmus und Rabelais, welche äußerlich Frieden halten mit Kirche und Staat, um, in den Gelehrtenmantel gehüllt oder von der Schalksnarrenkappe gedeckt, von rücklings die giftigen Pfeile abzuschießen, der Gewalt mit Gewandtheit ausweichend, die Brutalität auf odysseische Art mit List betrügend. Als dritter Ausweg bleibt die Emigration: der Versuch, die innere Freiheit aus dem Lande, wo sie verfolgt und geächtet sind, mit sich heil hinauszutragen auf eine andere Erde, wo sie ungehindert atmen darf. Castellio, eine gerade, aber zugleich weiche Natur, wählt wie Calvin diesen friedlichsten Weg." ...

Das 155 Seiten starke Buch "Die Orangen des Präsidenten" von Abbas Khider beschäftigt sich mit Folter und Gewalt in einem irakischen Gefängnis. Parallel dazu erzählt der inhaftierte Mahdi Muhsin, ein 18jähriger Abiturient, seine Kindheits-und Jugendgeschichte. Abbas Khider, irakischer Autor dieses Romans, wählte o.g. dritten Weg, nach zweijähriger Gefangenschaft in einem Gefängnis in seinem Heimatland.

Vorab: Interessantes Interview mit Denis Scheck: http://www.youtube.com/watch?v=RepgSNc2Vgw

21
Aug
2011

Konrads Geständnis

Wieder ein Zengeler-Roman, der einen nicht loslässt, bis die letzte Seite gelesen ist. Ein Roman über politische Machenschaften, über Asylanten, über Migration, über Vorurteile, über Ausgegrenztsein, über Männerfreundschaft, die eine hätte werden können, über Trennungen ...
Die Erstauflage erschien 1988. Das Thema dieses Romans ( Neuauflage 2011) ist heute immer noch so aktuell wie damals.

In der kommenden Zeit werde ich eine etwas ausführlichere Buchbesprechung hier veröffentlichen ... freue mich darauf, die 238 Seiten nochmals zu lesen!

"Der Krieg war zu Ende. Die Soldaten kehrten nach und nach heim. Man tanzte bald wieder und sang: Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien ... Der russische Sektor war weit weg. Im Frieden begann man das Vergessen zu kultivieren und entwickelte so einen unverkennbar deutschen Wesenszug."
weiter siehe hier: http://www.zengeler.de/gestaendnis.htm

Konrads Geständnis, Roman, 238 S., kt. 16,80 ISBN: 978-3-86858-674-9

http://www.amazon.de/Konrads-Gest%C3%A4ndnis-Roman-Hans-Zengeler/dp/3868586741/ref=sr_1_2?s=books&ie=UTF8&qid=1312449253&sr=1-2

17
Aug
2011

tschick

tschick


Vor drei Wochen besuchte ich unsere Stadtbücherei, um Reiseführer für den anstehenden Urlaub auszuleihen. Da fiel mir im Vorbeigehen am Regal für aktuelle Lektüre der Titel „tschick“ ins Auge. Auf dem Buchrücken las ich:

„Man lacht viel, wenn man „tschick“ liest, aber ebenso oft ist man gerührt, gelegentlich zu Tränen. Es ist ein Buch, das einen Erwachsenen rundum glücklich macht und das man den Altersgenossen seiner Helden jederzeit schenken kann.“ Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung.

Und nun? dachte ich. Die Bücherliste für den zweiwöchigen Urlaub ist doch eh schon viel zu lang und nun noch ein „Jugendroman“?
Wer hatte dieses Buch geschrieben? Wolfgang Herrndorf? Kenne ich nicht. In Hamburg geboren, Jahrgang 1965 (ich gehöre auch zur 60iger Generation), ist mit dem Deutschen Erzählerpreis ausgezeichnet ( und gibt nicht gerne Interviews ( was ich im nachhinein ergoogelt hatte)). Ich wurde neugierig. Auf „tschick“ und das angekündigte „Roadmovie“ zweier Gymnasiasten. Meine zwei Söhne sind schon etwas über das Alter der beiden Protagonisten hinaus, aber noch nicht lange. Und so interessierte es mich schon, wie schreibt ein fast fünfzigjähriger Mensch über Jugendliche in dem Alter. Das Buch landete also auch in meinen Korb und sollte die erste Urlaubslektüre werden.

Wolfgang Herrndorf, Jahrgang 1965, erzählt in seinem 254 Seiten langem Roman „tschick“, 2010 im Rohwolt-Verlag erschienen, ein atemloses Roadmovie zweier 15-jähriger Schüler, die sich mit einem gestohlenen Lada auf den Weg in die Walachei begeben, um den Großvater von Tschick zu besuchen.

Tschick schließt den alten Wagen kurz, Maik räumt die Speisekammer seiner Eltern leer, zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Jugendliche starten ihre Reise:

„ Das ist nur ein Wort, Mann“, sagte ich ( Maik) und trank den Rest von meinem Bier. „Walachei ist nur ein Wort! So wie Dingenskirchen. Oder Jottwehdeh."


Hier müsste ich nun beginnen mit nacherzählen, beschreiben und ... schwärmen. Denn etwas anderes als schwärmen kann ich nach dieser Lektüre nicht. Keine Seite dieses Buches ist langweilig oder langatmig. Sei es der gescheiterte Versuch, sich durch

„ Er legte beide Schlafsäcke als Kissen auf den Fahrersitz, setzte meine Sonnenbrille wieder auf, schob sie ins Haar, steckte eine Zigarette in seinen Mundwinkel und klebte sich zuletzt schwarzes Isolierband ins Gesicht, um einen Kevin-Kurányi-Bart zu simulieren. Er sah allerdings nicht aus wie Kevin Kurányi, sondern wie ein Vierzehnjähriger, der sich Isolierband ins Gesicht geklebt hat.“

zu verkleiden und als achtzehnjährige auszugeben, oder die Orientierung in Richtung Walachei zu behalten, auch wenn man dabei in einem Weizenfeld landet und nicht mehr über die Halme hinausgucken kann

„ ... Das Feld ging leicht bergauf. Wir fuhren kleine Kurven und Schnörkel und stießen auf eine Schneise, die wir eine Minute zuvor selbst gepflügt hatten. Ich schlug vor, Tschick sollte versuchen, unsere Namen in den Weizen zu schreiben, sodass man sie von einem Hubschrauber aus lesen konnte oder später bei Google-Earth.. Schon beim Querbalken vom T verloren wir die Übersicht. Wir fuhren einfach nur herum, krochen immer weiter einen Hügel hinauf, und als wir ganz oben waren, war das Feld plötzlich zu Ende.“

Weiter geht es mit der ewigen Suche nach Essbarem und nach Benzin. Dabei lernen sie die unterschiedlichsten Menschen kennen und müssen sich immer wieder vor der Polizei verstecken, damit ihre Reise kein vorzeitiges Ende nimmt.
Es kommt, wie es kommen muss, die Fahrt endet abrupt, Maik findet sich im Krankenhaus wieder und Tschick in einem Heim. Aber hier ist noch nicht der Schluß der Geschichte, man darf noch ein wenig weiterlesen. Und ist froh darum, weil man Maik und Tschick nicht alleine lassen möchte.

Nach der Lektüre war mir klar, hier auf meinem Blog etwas über dieses Buch zu schreiben, eventuell Parallelen zu ziehen. Oder in die Tiefe dieses Romans zu gehen.
Ich will es aber nicht mehr. Das Buch „Tschick“ liest sich so unbeschwert, so unkompliziert, so sympathisch, trotz seines aktuellen Bezugs zu u.a. Migration, Alkoholismus, Partnerschaft und Schulalltag.
Vergleiche täten diesem Werk unrecht, weil „Tschick“ einfach „Tschick“ ist.

jbs 17.08.2011

Textstellen aus dem Buch sind kursiv geschrieben und mit Anführungszeichen markiert!

Interview mit Wolfgang Herrndorf in der FAZ vom 31.01.2011

http://www.faz.net/artikel/C30437/im-gespraech-wolfgang-herrndorf-wann-hat-es-tschick-gemacht-herr-herrndorf-30326213.html

30
Jul
2011

lethe

lethe

morgenwind
schwebt
aus nebelmeeren
und
andromache's traum
steigt
tief
in lethes bett

xanthos huf
scharrt
zornig
hungrig
wilden
einlass
fordernd
am horizont

schäumender tumult
verschlingt
die zeit

hinter geschlossenen lidern
wachsen lilien
aus verschütteten tropfen milch

dann recken befreit
verpuppte gedanken
ihre flügel
lautlos
suchend
den mund

jbs 2oooelf
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lou salome

"Vielleicht war vor den Lippen schon das Flüstern da und ohne Bäume tanzte schon das Laub."Ossip Emiljewitsch Mandelstam

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Zuletzt aktualisiert: 26. Mai, 22:16

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