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LLLL

LLLL = Lange Lange Lese Liste


Martin von Arndt
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Martin von Arndt
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Joachim Zelter
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Ich nannte ihn Krawatte


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Michael Moshe Checinski
Die Uhr meines Vaters


Steve Sem-Sandberg
Die Elenden von Łódź

Fremdtexte

2
Jul
2010

Stört mich nicht

Genau so haben die Glühwürmchen ausgesehen, die ich gerade gesehen habe:

Gluehwuermchen
Quelle: http://www.travelblog.org/Photos/4435149


Der Steuermann
Franz Kafka

»Bin ich nicht Steuermann?« rief ich. »du?« fragte ein dunkler hoch gewachsener Mann und strich sich mit der Hand über die Augen, als verscheuche er einen Traum. Ich war am Steuer gestanden in der dunklen Nacht, die schwachbrennende Laterne über meinem Kopf, und nun war dieser Mann gekommen und wollte mich beiseiteschieben. Und da ich nicht wich, setzte er mir den Fuß auf die Brust und trat mich langsam nieder, während ich noch immer an den Stäben des Steuerrades hing und beim Niederfallen es ganz herumriss. Da aber fasste es der Mann, brachte es in Ordnung, mich aber stieß er weg. Doch ich besann mich bald, lief zu der Luke, die in den Mannschaftsraum führte und rief: »Mannschaft! Kameraden! Kommt schnell! Ein Fremder hat mich vom Steuer vertrieben!« Langsam kamen sie, stiegen auf aus der Schiffstreppe, schwankende müde mächtige Gestalten. »Bin ich der Steuermann?« fragte ich. Sie nickten, aber Blicke hatten sie nur für den Fremden, im Halbkreis standen sie um ihn herum und, als er befehlend sagte: »Stört mich nicht«, sammelten sie sich, nickten mir zu und zogen wieder die Schiffstreppe hinab. Was ist das für Volk! Denken sie auch oder schlurfen sie nur sinnlos über die Erde?

Von Max Brod 1936 veröffentlicht

29
Mai
2010

Paomo, Paoying und Rhizotomie

seifenblase
Quelle:
http://www.kinder.uni-oldenburg.de/bilder/seifenblase.jpg


Belsazar
Heinrich Heine


...
Und sieh! und sieh! an weißer Wand
Da kam's hervor wie Menschenhand;

Und schrieb, und schrieb an weißer Wand
Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand.

Der König stieren Blicks da saß,
Mit schlotternden Knien und totenblass.

Die Knechtenschar saß kalt durchgraut,
Und saß gar still, gab keinen Laut.

Die Magier kamen, doch keiner verstand
Zu deuten die Flammenschrift an der Wand.
...


Wie lange werden wir noch den Strom aus der Dose, die Schokolade auf den Lebkuchen, den Kakao, usw. konsumieren, bzw. bezahlen können?

Beitrag zur Rohstoffblase
Westpol ( WDR ) vom 24.01.2010, ab Minute 22:10
http://www.wdr.de/tv/westpol/sendungsbeitraege/2010/0124/rohstoffblase.jsp

Thyssen-Krupp warnt vor dramatischer Rohstoffblase
aus: Spiegel-Online, 29.05.2010
http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/0,1518,697497,00.html

China ist in der Moderne angekommen
aus: Cicero März 2010, Seite 38 – 40, von Tilman Spengler
http://www.cicero.de/97.php?ress_id=1&item=477

Die neue Form der Tulpenmanie
Welt-Online, 2001
http://www.welt.de/print-wams/article610662/Die_neue_Form_der_Tulpenmanie.html


Paomo, chin., steht für Blase oder Schaum;
Paoying, chin., steht für Blasenschatten


Literaturhinweis:

Oscar Heym/ Die Reserven
Rezension: http://www.glanzundelend.de/Artikel/oscarheym.htm

13
Mai
2010

Der Versuch, Sisyphos nicht zu begegnen und trotzdem kennen zu lernen

Urlaub!

Asiatische Weisheit von Laotse,
die ab sofort auch für mich gilt:

Nichtstun ist besser
als mit viel Mühe nichts schaffen.


Budapest-10-09-194
jbs

Die Sehnsucht des Menschen nach einem Sinn
sisyphos
Quelle: Internet

siii - syyy - phossss !!!
sisyphos-2
Quelle: Internet


„Und weiter sah ich den Sisyphos in gewaltigen Schmerzen: wie er mit beiden Armen einen Felsblock, einen ungeheuren, fortschaffen wollte. Ja, und mit Händen und Füßen stemmend, stieß er den Block hinauf auf einen Hügel. Doch wenn er ihn über die Kuppe werfen wollte, so drehte ihn das Übergewicht zurück: von neuem rollte dann der Block, der schamlose, ins Feld hinunter. Er aber stieß ihn immer wieder zurück, sich anspannend, und es rann der Schweiß ihm von den Gliedern, und der Staub erhob sich über sein Haupt hinaus.“
Homer: Odyssee 11. Gesang, 593–600

Im Urlaub der absurde Versuch der Lektüre :
Albert Camus - Der Mythos von Sisyphos. Ein Versuch über das Absurde

Sisyphos - Borderclash
http://www.youtube.com/watch?v=yFlUIhvkVI0&feature=related

searching
http://www.myspace.com/sisyphosreggae

Das Saxophon - echt stark!!!

4
Mai
2010

Narzisst und kalter Tee

Auf Empfang gestellt - www - :)

Istrien-2008-431-
jbs


"Digitale Narzissten"

Narziss
Quelle: Internet

Mein Vorschlag: Teepause und diesen Beitrag lesen. Er verdient Interesse:

http://begleitschreiben.twoday.net/stories/3409956/

Danach nochmals Tee kochen, denn während des Lesens kommt man/frau nicht zum Trinken, der Tasseninhalt ist kalt geworden.

1
Mai
2010

Klassenkampfsymbol

Ich habe nicht gewusst, dass das Maiglöckchen in Frankreich einen symbolischen Wert hat.

Zitat arte.tv:

"Heute ist der erste Mai, Tag der Arbeit. In Frankreich und in vielen Ländern der Welt gab es Kundgebungen, die meist friedlich verlaufen sind. Doch in Lyon, genau in diesem Augenblick, bekommen sich Klaus und Bernadette in die Haare… Klaus ist ein deutscher Student, der erst seit kurzem in Frankreich ist. Doch heute Abend ist Bernadette sauer: Sie haben den ganzen Tag Händchen gehalten… und Klaus hat ihr kein Maiglöckchen geschenkt. Mensch, heute ist der erste Mai, alle Welt verschenkt Maiglöckchen, nur du nicht! Klaus versteht nicht, was in Bernadette gefahren ist. Für ihn sind Maiglöckchen giftige Liliengewächse, die im Unterholz wachsen und aus denen man Herzmittel herstellt. Sonst nichts.

In Frankreich wird am 1. Mai mit einem Maiglöckchen im Knopfloch demonstriert. Und man schenkt den Menschen, die man mag, ein, zwei oder drei Maiglöckchen. Die sind leicht zu finden, an jeder Straßenecke gibt es Stände. Anscheinend verkauft jeder Verein welche: die kommunistische Partei, das Rote Kreuz, der Tierschutzverbund, aber auch Hinz und Kunz! Denn in Frankreich darf man am ersten Mai Maiglöckchen im Wald pflücken und sie dann auf der Strasse verkaufen. Das ist eigentlich nicht legal, wird aber von der Polizei geduldet, weil es die Tradition schon zu lange gibt. Der Legende nach wurden Maiglöckchen von Apollo erfunden, als weicher Teppich für die zarten Füße der neun Musen. Im Mittelalter war es Brauch, im Monat Mai ein Maiglöcken über der Tür seiner Liebsten anzubringen. Doch erst Karl der Neunte verschenkte am ersten Mai des Jahres 1560 Maiglöckchenstengel als Glücksbringer an die Damen des Hofes, und begründete so die alljährliche Tradition. Eine hübsche Idee. Aus dieser Zeit stammt übrigens auch das Verb: Mugueter -von muguet, Maiglöckchen- den Hof machen, verführen.

Auf der ersten Maidemonstration, 1890, trugen die Demonstranten als Zeichen ihrer Forderungen ein rotes Dreieck am Revers. Ein Dreieck, das die Aufteilung des Tages in drei gleichlange Abschnitte symbolisiert: 8 Stunden Arbeit, 8 Stunden Schlaf und 8 Stunden Erziehung und Freizeit. Nach und nach wird das rote Dreieck durch eine Heckenrose ersetzt, die 1907 wiederum durch das glücksbringende Maiglöckchen ersetzt wurde. Und am ersten Mai 1936 verkaufte man zum ersten Mal auf den Pariser Strassen das Maiglöckchen mit dem roten Band. Es bringt dem Front Populaire tatsächlich Glück, denn zwei Tage später gewinnt die Partei die Wahl. Damit ist das Maiglöckchen zum Symbol des Klassenkampfes geworden! Am ersten Mai begegnen sich also zwei Traditionen-eine galante und eine politische, diese Mischung gibt dem französischen ersten Mai seine ganz eigene Duftnote."
Text: Nikola Obermann, 29.04.2005 aus: http://www.arte.tv/de/Alle-Rubriken/780752.html


The Stranglers - Golden Brown
http://www.youtube.com/watch?v=pmzkmqvuDiE&feature=related

12
Mrz
2010

Paria und Biotopia

Istrien-2008-324-
jbs

Bin ein Paria
Hab den höchsten Berg erklommen in
Biotopia
Erwarte das Morgenrot, den Hoffnungsschimmer
Doch Jahr um Jahr
Herzlich Willkommen in
Biotopia
Noch halte ich Ausschau und warte noch immer

(Lyrik von ASP)

http://www.youtube.com/watch?v=L2a0_ZDavoE

Biotopia
von ASP

Ein jeder trägt sein Biotop mit sich herum
Wie eine Aura. scheinbar unsichtbaren Lebensraum
Ich schau, den Blick vom dichten Blätterdach beschirmt,
Zur Grenze die beständig näher kriecht als Wüstensaum
So dünn und zart ein Häutchen schwachen Films um uns
So undurchdringlich doch zugleich genauso leicht zerstört
Ganz gleich wie nahe wir uns steh’n, wir sind trotzdem
Tatsächlich ganz allein in dieser Welt die uns gehört
Wir können uns sehen und hören die Stimmen
Ein jeder ein Eiland im endlosen Meer
Verlernten zu fliegen und können nicht schwimmen
Die Flügel zerstochen, mit Stacheln bewehrt
Bin ein Paria
Hab den höchsten Berg erklommen in
Biotopia
Erwarte das Morgenrot, den Hoffnungsschimmer
Doch Jahr um Jahr
Herzlich Willkommen in
Biotopia
Noch halte ich Ausschau und warte noch immer
...auf dich
Ein jeder trägt sein Biotop mit sich herum
In das er sich zum Schutz so wie in einen Mantel hüllt
In meinem Garten höre ich ein Singen und es klingt
Als sei die Luft von Nachtigallenklang erfüllt
Die Moleküle zwischen uns sind Galaxien
Unüberwindlich weshalb Unverbindlichkeit regiert
Weshalb, wie heiß wir auch für kurze Zeit erglüh’n
Ein jeder in der Schale seines Seins einsam erfriert
Wir können uns sehen und hören die Stimmen
Ein jeder ein Eiland im endlosen Meer
Verlernten zu fliegen und können nicht schwimmen
Die Flügel zerstochen, mit Stacheln bewehrt
Bin ein Paria
Hab den höchsten Berg erklommen in
Biotopia
Erwarte das Morgenrot, den Hoffnungsschimmer
Doch Jahr um Jahr
Herzlich Willkommen in
Biotopia
Noch halte ich Ausschau und warte noch immer
...auf dich
Ein jeder trägt sein Biotop mit sich herum
Ein Paradies, ein kraftdurchströmtes Fleckchen Regenwald
So leicht erstickt im Smog Zwischenunmenschlichkeit
Stehen wir wie Halme gegen heranwälzenden Asphalt
Bin ein Paria
Hab den höchsten Berg erklommen in
Biotopia
Erwarte das Morgenrot, den Hoffnungsschimmer
Doch Jahr um Jahr
Herzlich Willkommen in
Biotopia
Noch halte ich Ausschau und warte noch immer
...auf dich

Schlüsselwörter: Paria - Parvenü - Hannah Arendt

http://de.wikipedia.org/wiki/Paria

http://www.zeit.de/1996/42/arendt.txt.19961011.xml?page=all

10
Mrz
2010

Klezmer-Stars aus Krakau

Kroke



Das Schleswig-Holstein Musik Festival wird in diesem Jahr 25 Jahre alt und gefeiert wird vom 10. Juli bis zum 29. August 2010

Aus dem Programmheft "polen im puls", Seite 87:

Kroke
Begonnen hat alles 1992 in kleinen Clubs im ehemaligen jüdischen Viertel Kazimierz in Krakau ( jiddisch: Kroke). Nur wenige Jahre später wurden sowohl der große Regisseur Steven Spielberg als auch der britische Künstler Peter Gabriel auf die drei Polen aufmerksam. Spielberg lud Kroke zu einem Konzert im Rahmen der Polen-Premiere von > Schindlers Liste < ein und Gabriel 1997 zum renommierten Festival WOMAD. 2001 kam es zur ersten begegnung mit Großbritanniens Geigenstar Nigel Kennedy, aus der zwei Jahre später das höchst erfolgreiche gemeinsame Projekt >East meets East< und die gleichnamige CD hervorging. Mit ihrer neuesten, 2009 erschienen CD >Out of Sight< kehren Kroke zu ihren Wurzeln und zu einer schlichten Triobesetzung aus Akkordeon, Viola und Kontrabass zurück. > A Luftmentsch < heißt einer der Titel und meint einen armen jüdischen Bewohner osteuropäischer >Schtetls<, der ohne Beruf ins Leben und in die Luft schaut. Pfeifend wird der Titel von Thomasz Kukurba interpretiert. Klezmer und die jüdische Vergangenheit Krakaus sind die Ursprünge und Wurzeln der Band, aber die drei an der Krakauer Musikakademie ausgebildeten Polen reichern die Musik der osteuropäischen Juden immer wieder mit Elementen aus dem Jazz, der Weltmusik und der Folklore des Balkans, aber auch Indiens und des Orients an. So entsteht eine äußerst lebendige, mal mitreißende, mal melancholische Musik, die der alten Tradition verpflichtet ist und zugleich das Lebensgefühl des 21. jahrhunderts ausdrückt."

http://www.youtube.com/watch?v=UkBVMiR9tbk

Informationen zur Band Kroke:
http://www.jadu.de/kroke/index.html

5
Mrz
2010

Das Schweigen der Angela Merkel

Habe gestern abend noch in der neuen Cicero-Ausgabe gestöbert und gelesen.
Einen kleinen Ausschnitt von M. Naumanns Kommentar muss ich unbedingt festhalten, da die Ausgabe irgendwann ganz unten im Cicerostapel liegt.

Kommentar von Michael Naumann, Cicero-Ausgabe März 2010, S. 9
Zitat:

„ ...

Was für eine bizarre, seit 1945 einmalige Situation: Bundeswehrsoldaten geraten in einen veritablen Bürgerkrieg, töten und werden getötet – doch die Bundeskanzlerin überlässt ihren umstrittensten Ministern die Interpretation deutscher Sicherheitspolitik. Im Schmetterton erklärt der Dekadenz-Theoretiker Guido Westerwelle, Deutschland würde eine „neue Strategie“ am Hindukusch verfolgen. Es ist aber Amerikas Strategie, und sie reagiert auch auf deutsche Versäumnisse, nicht mehr. Womöglich wird die Kanzlerin in einer Talkshow der Nation erklären, worum es in Afghanistan eigentlich geht.

...

Wir hören das längste Pausenzeichen einer frisch gewählten Regierung in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Langsam drängt sich der Verdacht auf, dass Angela Merkel den Menschen nichts zu sagen hat."

21
Feb
2010

Rühmkorfs Darstellung zu Wolfgang Borchert

aus: Wolfgang Borchert in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten – Dargestellt von Peter Rühmkorf
Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1961

Zelle 9 ( Seite 63 )

Wieweit Borcherts Kriegsgeschichten auf Erlebnisse zurückgehen und realen Situationen entsprechen, ist heute nicht mehr genau auszumachen. Borchert ging überhaupt sparsam mit der Kundgabe seiner Erinnerungen um. Weniger als andere neigte er zum Berichten von Einzelheiten, Episoden, Geschehnissen, und auch seine Briefe aus dem Feld machen einen eher wortkargen als aufgeschlossenen Eindruck; wortkarg zumindest, was Kriegs-und Erlebnisschilderungen angeht. Dennoch ist zu vermuten, daß die heimliche Faktizität viel umfassender ist, als es die vergleichsweise knapp geschneiderten Kurz-und Kunstprosen auf den ersten Blick bestätigen möchten. Natürlich meint das nicht, daß hier etwas nach dem leben erzählt sei und dem Tatsachenbericht gleichkäme, wohl aber, daß bei aller Verschachtelung und Zusammenziehung reale und biographische Inhalte und spezifische Wirklichkeits-Vorlagen bestehen. Ein besonders schönes Beispiel für die Umsetzung von Erlebnisbruchstücken bietet gerade eine Geschichte, die einen rein imaginären Eindruck macht, und deren Hauch von Handlung fast im Irrealen angesiedelt zu sein scheint. Diese Geschichte, die den Titel >>Jesus macht nicht mehr mit<< trägt, berichtet von einer Gruppe Soldaten, die zum Aussprengen von Gräbern abkommandiert ist. Einer von den Leuten, eine leidig-komische Figur, als unfreiwilliger Spaßvogel ausersehen und als >>Jesus<< verfrozzelt, muss sich dabei in die ausgesprengten Mulden legen, um die nötige Tiefe und Länge zu erproben.

... hier spare ich mir das Einfügen des Textes der Kurzgeschichte, da er an anderer Stelle nachgelesen werden kann ...
weiter mit Rühmkorfs Text:

Würde dieser geschilderte Fall strikt einer realen Gegebenheit entsprechen, so würde man sich zwar über die sonderbare Wirklichkeit verwundern, aber doch gut und gern auf die eingehende Analyse verzichten können. Nun sind aber zufällig einige Tatsachen aus Borcherts Kriegszeit überliefert worden, die das Verhältnis von Erlebnisinhalt und künstlerischer Umsetzung in einem ganz anderen Lichte erscheinen lassen. Die geradezu ein Blitzlicht auf eine künstlerische Verfahrensweise werfen, die mit Erfindung so wenig zu tun hat wie mit Freilichtmalerei und die am ehesten als schöpferisches Zusammenziehen zu bezeichnen wäre, da sie völlig disparate Erlebnisfolien zur Deckung bringt. Als erstes und wenig besonderes Faktum ist belegt, daß Borchert einmal zum Gräberausmessen bestimmt wurde. Ein zweites wäre, daß die Mutter den mit einem Bart aus dem Krieg heimgekehrten Sohn scherzhaft mit dem Namen Jesus belegte. Ein drittes und viertes mischt sich aber dann zu einem nicht ganz leicht zu entschlüssenden Konglomerat. Wo, so fragt man sich, spielte im Leben Borcherts der Begriff Desertion eine Rolle, und was meint schließlich der so demonstrativ in die Bildmitte gerückte Mittelfinger? Erst die genauere Erforschung von Borcherts erstem Gefängnisaufenthalt vermochte den mysteriösen Fingerzeig und diese Desertion ins Irreale zu enträtseln. Demnach wurde Borchert im Sommer 1942 unter der Anklage vor Gericht gestellt, er habe sich der Wehrpflicht durch Selbstverstümmelung entziehen wollen. Haken wir aber nach diesem andeutenden Vorgriff noch einmal zurück und folgen dem Geschehnisverlauf seit Borcherts Verwundung im Winter 1941/42.


Hier werde ich aufhören zu zitieren. Rühmkorf berichtet über einen Zweikampf zwischen dem Soldaten Borchert und einem sowjetischen Soldaten, bei derem Verlauf sich ein Schuß aus der Waffe löste und Borchert an der Hand verletzte. Ein ihm überwollender Vorgesetzter denunzierte Borchert.

20
Feb
2010

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lou salome

"Vielleicht war vor den Lippen schon das Flüstern da und ohne Bäume tanzte schon das Laub."Ossip Emiljewitsch Mandelstam

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